Christiane Benner: Nein, kann ich nicht sagen. Ich fand, dass die IG Metall damals schon sehr aufgeschlossen gegenüber Frauen und ihren Themen war. Aber im 27 Mitglieder zählenden Betriebsrat war ich eine von vier Frauen. Angestellte, jung, weiblich – da fühlte ichmich etwas einsam.
Ja, weil das Minderheitsgeschlecht in Betriebsräten jetzt mindestens so stark vertreten sein muss wie in der Belegschaft. Quoten bringen eben was.
Klar. Ministerin Manuela Schwesig hat gute Gesetze auf den Weg gebracht. Auch das Elterngeldplus, das ermöglicht, dass beide Elternteile die Arbeitszeit in gleichem Umfang verringern und sich Arbeit und private Aufgaben partnerschaftlich teilen können. Wenn noch das Rückkehrrecht von Teilzeit auf Vollzeit und Regelungen zu mehr Transparenz beim Entgelt kommen, sind das Meilensteine auf dem Weg zur Gleichheit.
Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall (Foto: Frank Rumpenhorst)
Es ist so: Wo Tarifverträge gelten, sind die Abstände viel geringer als in Betrieben ohne Tarifbindung. Unsere Entgelttarifverträge in der Metall- und Elektroindustrie schließen Diskriminierung aus. Frauen werden beim Grundentgelt auch nicht schlechter behandelt. Wir haben aber festgestellt, dass zu wenige Frauen hochdotierte Arbeitsplätze besetzen und sie weniger Boni und geringere Leistungszulagen erhalten.
Das hat vor allem damit zu tun, dass sie nicht die gleichen Aufstiegschancen haben wie Männer. Wenn sie Familienpausen einlegen, geraten sie ins Hintertreffen. Darum sind Gesetze wie ElterngeldPlus eine gute Sache. Aber auch tarifliche Bildungsteilzeit, wie sie sich die IG Metall in dieser Metall-Tarifrunde auf die Fahnen geschrieben hat.
Wir haben in Pilotbetrieben untersucht, wo Frauen benachteiligt werden. Allein dass die Entgeltausschüsse sich mit dem Thema befassen, ist schon ein Erfolg. Eine Analyse ist die Voraussetzung, um den Blick zu schärfen und die Probleme gezielt angehen zu können. Die Erfahrungen in den Pilotbetrieben wollen wir möglichst überall nutzen.
Studien zeigen: Die nächste Automatisierungswelle wird die kaufmännischen Berufe treffen, von der Finanzbuchhaltung bis zur Dokumentenverwaltung. Und da arbeiten oft Frauen. Für ihre beruflicheZukunftwirdQualifizierung ganz entscheidend werden.
Bisher kaum. Unsere Beschäftigtenbefragung hat gezeigt, dass 25 Prozent von ihnen unter ihrer Qualifikation arbeiten. Da liegen große Potenziale brach. Statt zu jammern, sollten die Arbeitgeber sich anstrengen und Fantasie entwickeln, wie sie Frauen besser fördern können. Nicht jede Frau und jeder Mann will Karriere machen. Aber die, die es wollen, müssen es auch können. Und wenn Männer und Frauen eine Zeit lang beruflich kürzertreten wollen, um sich um ihre Familie zu kümmern oder Angehörige zu pflegen, darf sich das nicht nachteilig auf ihre beruflichen Entwicklungschancen auswirken.
Jede Menge Veranstaltungen in Betrieben und Verwaltungsstellen zu unseren Themen gleiches Entgelt, Vereinbarkeit und berufliche Entwicklungsmöglichkeiten. Wir engagieren uns das ganze Jahr für diese Themen, aber in diesem Monat wollen wir sie in den Betrieben besonders in den Fokus stellen – unter unserem selbstbewussten Motto „Wer die Besten will, kann auf Frauen nicht verzichten“.
Unsere Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben gewinnen jedes Jahr mehr weibliche Mitglieder hinzu. Auch viele junge Frauen. Zurzeit sind mehr als 400 000 unserer rund 2,3 Millionen Mitglieder Frauen.
Ja, da ist noch Luft nach oben. Nach den Zuwächsen in den vergangenen Jahren bin ich sehr optimistisch, dass wir das schaffen.
Erstens: Was sollte im Betrieb attraktiver sein als die IG Metall? Wir sind diejenigen, die die Arbeitswelt humaner und gerechter machen. Zweitens: Wir haben im Blick, was die Themen der Frauen sind. Und was sie bewegt, bewegt die IG Metall.