2. August 2024
DGB-Index Gute Arbeit
Gute Arbeit – aber nicht für alle
Migrantische Beschäftigte arbeiten häufiger in prekären Verhältnissen. Unsichere Beschäftigungsverhältnisse und geringe Löhne sind weit verbreitet. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung des DGB.

Mehr als zwölf Millionen Menschen in Deutschland haben einen Migrationshintergrund. Sie sind entweder selbst nach Deutschland eingewandert oder direkte Nachfahren von Einwandererinnen oder Einwanderern. Die Tatsache, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist, prägt auch die Arbeitswelt: Die Bedeutung der Einwanderung für den Arbeitsmarkt und für die wirtschaftliche Entwicklung ist enorm.

Zugleich hat Erwerbsarbeit eine wichtige Funktion für die Teilhabe von eingewanderten Menschen und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Arbeit kann ein integrierender Faktor sein – wenn Menschen durch Erwerbsarbeit eine Existenzgrundlage erhalten. Wenn ein stabiler Arbeitsplatz und ein ausreichendes Einkommen wirtschaftliche Sicherheit bieten, gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen.

Eine aktuelle Studie des DGB Index Gute Arbeit zeigt nun: Menschen mit Migrationshintergrund landen überproportional oft in schlechten und unsicheren Arbeitsverhältnissen mit nur niedrigen Löhnen. Befristung und Leiharbeit, Arbeit in Helfertätigkeiten verbunden mit schlechten Entwicklungsperspektiven treten häufiger auf, wenn Beschäftigte selbst nach Deutschland zugewandert sind oder ihre Eltern eine Zuwanderungserfahrung aufweisen. Das aber hat konkrete Auswirkungen: Schlechte Arbeitsbedingungen gehen einher mit unsicheren Lebensperspektiven. Sie erschweren gesellschaftliche Teilhabe und soziale Anerkennung.


Helfertätigkeiten weit verbreitet

Laut der aktuellen DGB-Studie arbeitetet insgesamt ein Drittel der migrantischen Beschäftigten in Helfer- oder Anlerntätigkeiten, auch „Einfacharbeit“ genannt. Die Tätigkeiten sind hier besonders von stärkeren körperlichen Belastungen und niedrigen Einkommen geprägt. Unter den migrantischen Beschäftigten, die Einfacharbeit erledigen, stammte mit 46 Prozent der größte Anteil aus Ländern außerhalb des europäischen Wirtschaftsraums. Ohne Migrationshintergrund sind lediglich 18 Prozent der Beschäftigten in Deutschland in diesen Berufen.

Die Daten zeigen auch, dass der Anteil von befristeten Beschäftigungsverhältnissen bei Beschäftigten mit Migrationshintergrund mit 17 Prozent mehr als dreimal so hoch ist wie bei den Befragten ohne Migrationshintergrund. Auch Leiharbeit ist bei migrantischen Beschäftigten weiterverbreitet als in der Vergleichsgruppe. Hinzu kommt, dass diese Beschäftigten häufiger in Schichtarbeit tätig waren. Es sind hier exakt 21 Prozent, während es bei Menschen ohne Migrationsgeschichte beinahe halb so viele waren, nämlich lediglich zwölf Prozent.


Sorge um die berufliche Zukunft

Prekäre Beschäftigungsverhältnisse, das zeigen die Zahlen der DGB-Studie eindrücklich, führen zu Unsicherheiten in der eigenen Lebensgestaltung. Knapp jeder vierte Beschäftigte mit Migrationshintergrund sorgt sich um die eigene berufliche Zukunft. Bei Menschen ohne Migrationshintergrund sind es lediglich 13 Prozent. Und schließlich gaben 40 Prozent der migrantischen Beschäftigten an, dass ihr Einkommen gar nicht oder gerade so zum Leben reicht.

Die aktuelle DGB-Studie zeigt mithin klar: Nicht jede Arbeit ist für Teilhabe förderlich. Prekäre Beschäftigungsverhältnisse, Arbeit im Niedriglohnsektor oder auch eine gesellschaftliche Geringschätzung der verrichteten Arbeit können Ausgrenzung, Abhängigkeiten und Stigmatisierung fördern. Das aber darf nicht sein. Gute Arbeit muss das Ziel für alle Beschäftigen sein – für Menschen mit Einwanderungsgeschichte hat sie eine zusätzliche Bedeutung.


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