„Es gab kein Olivenöl in Deutschland, nur in der Apotheke. Ich bin in die Apotheke gegangen und habe Olivenöl verlangt. Welches Medikament ich daraus machen werde, hat man mich gefragt, ich sagte: Ich brauche es für meinen Salat.“ Diese Geschichte erzählt Gündüz A., der 1958 als Student nach Deutschland kam und dann bei Dunlop als Arbeiter tätig war. Nichtdeutsche Lebensmittel sind seit den 50er-Jahren aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Die in Deutschland lebenden Migranten auch nicht. Und obwohl sie dazugehören, stehen sie doch oft im Abseits.
In Deutschland haben mehr als 20 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund. In den industriellen Ballungszentren liegt dieser Anteil noch deutlich höher. Doch obwohl Migranten in der Gesellschaft und in der Arbeitswelt wie selbstverständlich zu finden sind, werden sie oft ausgegrenzt: Wegen unzureichender Deutschkenntnisse, fehlender Qualifikationen, wenig Berufserfahrung und der Nichtanerkennung von Berufs- und Schulabschlüssen haben sie schlechtere Chancen im Arbeitsleben. Und oft stehen auch Vorurteile einer Integration im Wege.
Dass bei gleicher Qualifikation ein deutscher Bewerber dem ausländischen Bewerber vorgezogen wird, wollen viele Unternehmen nicht zugeben. Meist werden Bewerber mit einem ausländisch klingenden Namen gar nicht erst zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Das belegt eine Studie der Universtität Konstanz. Um das zu umgehen, haben einige Personaler ihr Bewerbungsverfahren umgestellt. Wie das Arbeitsministerium in Nordrhein-Westfalen. Deren Personalabteilung nimmt nur noch anonymisierte Bewerbungen an. Mit solchen Verfahren gibt es erste Erfolge, doch das reicht nicht aus.
42 Prozent der Schüler mit Migrationshintergrund verlassen die Schule nur mit einem Hauptschulabschluss. Jeder fünfte Migrant hat sogar keinen formalen Schulabschluss. Nur jeder zehnte erreicht die Fachhochschulreife. Fast jeder dritte Jugendliche mit Migrationshintergrund hat keinen beruflichen Abschluss. Doch ohne einen schulischen Abschluss oder einer Berufausbildung landen sie überdurchschnittlich oft bei den Unternehmen in den unteren Lohngruppen, in Leiharbeit oder werden arbeitslos. Hier müssen Politik und Arbeitgeber Maßnahmen ergreifen, damit Kinder und Jugendliche aus Migrantenfamilien die gleichen Chancen erhalten.
Auch die Interessenvertretungen in den Unternehmen können etwas bewirken. Betriebsräte können ihre Mitbestimmungsrechte bei Personalfragen nach dem Betriebsverfassungsgesetz für eine systematische und interkulturelle Personalpolitik nutzen. Um Jugendlichen mit schlechten Startchancen in eine Ausbildung zu bringen, helfen beispielsweise ausbildungsbegleitende Maßnahmen und eine Qualifizierung des betrieblichen Ausbildungspersonals. Eine weitere Möglichkeit sind auch spezielle Betriebsvereinbarungen für benachteiligte Jugendliche. Wie beispielsweise bei Porsche. Dort gibt es eine Quotierung der Ausbildungsplätze nach dem Schulabschluss.
Zudem können Betriebsräte sich dafür einsetzen, dass Berufsabschlüsse, die im Ausland erworben wurden, bei der Entgelt-Einstufung berücksichtigt werden.
Die Politik, Kommunen, die Kammern und die Arbeitgeber fordert die IG Metall auf,
Ein Erster Schritt ist auch der „Nationale Integrationsplan“, der 2007 unter der Leitung der Bundesregierung verabschiedet wurde. Danach verpflichten sich mehr als 376 Akteure, unter ihnen Bund, Länder, Kommunen, Kirchen und Gewerkschaften, in Sachen frühkindliche Förderung, Bildung und Arbeitsmarkt aktiv zu werden.