Der Auslöser für das rechtsverbindliche Abkommen war eine menschliche Tragödie. Am 24. April war eine Textilfabrik in der Nähe der Hauptstadt Dhaka eingestürzt und hatte tausende Menschen unter sich begraben. Näherinnen und Näher starben einen qualvollen Tod in den Trümmern. Bisher sind 2438 Verletzte und 1127 Leichen geborgen. Die Opfer und ihre Angehörigen warten bisher vergebens auf die versprochenen Entschädigungszahlungen. Die Missstände haben landesweite Proteste von Arbeitern ausgelöst. Andauernde Streiks legen mehrere Fabriken lahm.
Die großen Textilmarken reagieren nun auf den öffentlichen Druck, den Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen aufgebaut hatten. Mit einem Ultimatum hatten sie den Beitritt der Textilketten zu dem Abkommen gefordert. Als erster erklärte der Bekleidungsriese H&M, die Arbeitsbedingungen in dem asiatischen Land verbessern zu wollen. Das Abkommen, das am 15. Mai unterzeichnet wurde, haben die Internationale Arbeitsorganisation, die Kampagne Saubere Kleidung und Gewerkschaftsorganisationen wie IndustriAll Global ausgehandelt. Das Abkommen beinhaltet Verbesserungen beim Brand- und Gebäudeschutz. Angeschlossen haben sich außer H&M und Inditex unter anderem auch C&A, Tchibo, Marks& Spencer, Primark, Mango, KiK, Aldi, Lidl, Carrefour, Benetton, Esprit, Rewe, Hess Natur, Abercrombie&Fitch. Das erklärte Jyrki Raina, Generalsekretär von IndustriAll Global,dem internationalen Zusammenschluss der Metall-, Chemie- und Textilgewerkschaften.
Die neuen Regeln beinhalten eine Stärkung der Arbeitsrechte, eine höhere Gebäudesicherheit mit mehr Brandschutz, bessere Ausbildung sowie finanzielle Unterstützung. Das Abkommen soll einen Schlussstrich unter eine Serie von Unglücken in der Textilindustrie von Bangladesch ziehen, die die großen Bekleidungshersteller in Verruf brachte. Ihnen wird vorgeworfen, die Bewohner des südasiatischen Landes, das vorwiegend von Textilexporten lebt, als billige Arbeitskräfte zu missbrauchen.