Er setzt sich für Näherinnen, Metallerarbeiter und Minenarbeiter ein. Überall geht es um gerechten Lohn und menschenwürdige Arbeit. Und darum, gemeinsam an einem Strang ziehen. Als neuer Präsident wurde der IG Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann gewählt.
Vor zweieinhalb Jahren kamen mehr als 1100 Textilbeschäftigte bei einem Fabrikeinsturz in Bangladesch ums Leben. Sie hatten für westliche Modefirmen gearbeitet. Mit Unterstützung von IndustriAll Global kam ein Abkommen über Brandschutz und Gebäudesicherheit in Bangladesch zustande. Die Gewerkschaften kontrollieren, ob es eingehalten wird. Sind Gebäude unsicher, können Beschäftigte die Arbeit verweigern. Ein Abkommen, das Leben retten kann.
Ohne gewerkschaftliche Unterstützung aus dem Ausland hätten die Textilarbeiter von Bangladesch kaum so viel erreicht. Und weiterhin setzen sich die Gewerkschaftsaktivisten dafür ein, dass die Sicherheitsvorkehrungen vor Ort verbessert werden und dass ordentliche Löhne gezahlt werden. Da ist noch immens viel zu tun. Ohne einen mächtigen internationalen Dachverband wäre das kaum möglich. Nicht umsonst heißt deshalb das Motto des IndustriAll Kongresses in Rio „Fighting forward!“. Berthold Huber, der IndustriAll vier Jahre lang als Präsident leitete, erklärt: „Wir müssen weiter kämpfen für Menschen- und Gewerkschaftsrechte, für Frieden, ein gutes Leben, gute Arbeitsbedingungen sowie soziale Gerechtigkeit für alle Menschen.“
Konkret umgesetzt heißt das für den Dachverband IndustriAll Global fünf zentrale Ziele. Es geht IndustriAll um die Verteidigung von Arbeitnehmer- und Gewerkschaftsrechten, den Aufbau gewerkschaftlicher Macht, die Durchsetzung von Arbeitnehmerrechten in multinationalen Konzernen, den Kampf gegen prekäre Beschäftigung und die Förderung einer nachhaltigen Industriepolitik. „Eine andere, eine bessere Welt ist möglich, der Kampf dafür geht weiter“, sagt der frühere brasilianische Präsident Lula da Silva bei der Eröffnung vor 1200 Delegierten aus 300 nationalen Mitgliedsorganisationen und 100 Ländern.
Auf dem Kongress wurde ein Aktionsprogramm für die nächsten vier Jahre beschlossen und eine neue Spitze gewählt. Neuer Präsident ist jetzt der IG Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann. Im neuen Aktionsplan von IndustriAll kommen stärker ökologische Zielsetzungen zum Tragen. Das IG Metall-Vorstandsmitglied Wolfgang Lemb forderte die Delegierten auf, über die Ländergrenzen für eine nachhaltige Industriepolitik einzutreten. „Wir sind gefragt, das ökologische und soziale Gewissen unserer Regierungen zu wecken“, sagte Lemb in Rio. „Wir wollen auch den kommenden Generationen von Beschäftigten eine Welt hinterlassen, in der sie gut arbeiten und leben können.“
IndustriALL Global Union besteht seit 2012. Es ist ein Zusammenschluss des traditionsreichen Internationalen Metallgewerkschaftsbunds mit Föderationen aus den Branchen Chemie, Energie, Bergbau und Textil-Bekleidung. Sie repräsentieren zusammen 50 Millionen Beschäftigte. Die Fusion ist die Antwort auf die Globalisierung der Wirtschaft und deren Schattenseiten. In Deutschland erleben Beschäftigte die negativen Folgen vor allem, wenn Standorte in Länder verlegt werden, in denen die Löhne und Arbeitsbedingungen schlechter sind. Oder wenn Firmen mit Verlagerung drohen, um ihre Belegschaften zu Abstrichen beim Entgelt zu erpressen. In vielen Ländern werden Gewerkschaften unterdrückt, in einigen Ländern, wie Mexiko und Kolumbien, Gewerkschafter sogar ermordet.
Wo Gewerkschaften keine Chance haben, existieren auch keine Tarifverträge, die für menschenwürdige Löhne und gesunde Arbeitsbedingungen sorgen. IndustriALL will den vielen Millionen Beschäftigten weltweit eine starke Stimme geben. Sie will sie organisieren, qualifizieren, miteinander vernetzen und sie so dabei unterstützen, weltweit humane Arbeitsstandards durchzusetzen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die betrieblichen Kollegen.
Bei Thyssen-Krupp, einem Konzern mit weltweit 155 000 Beschäftigten, hat der Konzernbetriebsrat mit der zentralen Geschäftsleitung, der IG Metall und IndustriAll ein globales Rahmenabkommen abgeschlossen. Es sichert die Tarif- und Vereinigungsfreiheit, legt Regeln für eine angemessene Vergütung, für Gesundheitsschutz und für maximale Arbeitszeiten fest. Beschäftigte können über ein dafür eingerichtetes System Verstöße melden, sodass die Betriebsräte gleich reagieren können.