In dem Arbeitskampf ging es um faire Löhne, eine gute Gesundheitsversorgung und Arbeitsplatzgarantien. Nach Jahren mit Rekordgewinnen forderten die Beschäftigten und die US-amerikanische Autogewerkschaft UAW eine höhere Bezahlung. Knapp 50.000 Beschäftigte von General Motors hatten seit Mitte September die Werkshallen nicht mehr betreten. In 31 Fabriken stand die Produktion still. Auch bei vielen Zulieferern lief nichts mehr. Der Konzern packte gegen die Streikenden harte Bandagen aus. Für Empörung sorgte die GM-Entscheidung, die Zahlung der Gesundheitskosten für die streikenden Arbeiter abrupt einzustellen. Das brachte viele Beschäftigte in Existenznöte. Sie konnten sich zeitweilig Arztbesuche und Medikament nicht mehr leisten.
Mehrere Streikende wanderten wegen des Ausstands sogar in Gefängnis, weil sie versucht hatten, den Abtransport von Autos aus dem Werk zu verhindern. „Wir hatten das Werkstor besetzt, um die Sattelschlepper am Rausfahren zu hindern“, berichtet Tim Stannard von der UAW-Geschäftsstelle in Spring Hill. „Dann rief die Geschäftsleitung die Polizei. Sie nahm uns fest und führte uns in Handschellen ab. Im Gefängnis wurden unsere Fingerabdrücke abgenommen. Nach acht Stunden kamen wir wieder frei“, sagt Stannard.
Für die Streikenden geht nun eine Durststrecke zu Ende. Der konfliktreiche Arbeitskampf ist nach 40 Tagen beendet. Den Beschäftigten wurden der neue Tarifvertrag vorgelegt, den GM mit der US-amerikanischen Autogewerkschaft UAW ausgehandelt hat. Die Mehrheit der Arbeiter haben dem Verhandlungsergebnis zugestimmt. Der Kompromiss sieht unter anderem Lohnerhöhungen und erhebliche Bonuszahlungen vor. Beschäftigte mit befristeten Arbeitsverträgen sollen schneller feste Verträge bekommen. Sieben Prozent der Beschäftigten von GM sind Leiharbeitnehmer.
GM sicherte zu, die Zuzahlungen zur Krankenversicherung beizubehalten und mit milliardenschweren Investitionen in die US-Produktion Tausende Jobs zu erhalten. Die Einigung zwischen UAW und GM ist richtungsweisend für die folgenden Tarifverhandlungen mit den anderen beiden großen US-Autokonzernen Ford und Fiat Chrysler. Zusammen mit GM werden die drei Autokonzerne in den USA als die „big three“ bezeichnet.
An die UAW-Mitglieder richtete die Gewerkschaft die Botschaft: „Das Ergebnis der Tarifverhandlungen ist das Erfolg unseres gemeinsamen Einsatzes und Opferbereitschaft. Es hat die Macht von Solidarität eindrucksvoll gezeigt.“ Im Gegensatz zu den US-Autobauern gibt an den amerikanischen Standorten der internationalen PKW-Hersteller weder eine gewerkschaftliche Interessenvertretung noch Tarifverträge.