Weltweite Megatrends bestimmen heute die Arbeits- und Lebenssituation der Menschen. Obwohl die Situation in Brasilien, Spanien, Nigeria, Pakistan und in Deutschland unterschiedlich ist – die Probleme müssen gemeinsam angegangen und bewältigt werden. Das geht nur mit einem grundlegenden Politikwechsel, stellte Berthold Huber, der Erste Vorsitzende der IG Metall, heute in Berlin fest. Dort ging der dreitägige internationale Kongress der IG Metall „Kurswechsel für ein Gutes Leben“ zu Ende.
„Wir werden die Politik daran messen, ob sie den Kurswechsel in Wirtschaft und Gesellschaft mit Investitionsoffensiven, sicheren Arbeitsbedingungen und ökologischem Denken umsetzt“, sagte Huber. Gute und sichere Arbeit ist unabdingbar. Nur dann können Beschäftigte die für erfolgreiches Wirtschaften notwendigen Innovationen entwickeln. Und dass weitgehende technologische Innovationen unabdingbar sind, um den ökologischen Umbau der Industrie voranzutreiben, darin waren sich die Teilnehmer des IG Metall Kongresses „Kurswechsel für ein Gutes Leben“ einig. Nur wenn es gelingt, über aktive Industriepolitik die Wertschöpfung auszubauen und sie neu, ökologisch zu gestalten, kann langfristig Wohlstand gesichert werden.
Der ökologische Umbau der Industrie darf nicht länger aufgeschoben werden. Die IG Metall fordert daher für Deutschland flexible Sonderabschreibungen von 50 Prozent auf ökologische Investitionen. Hinzu kommt ein Zukunftsinvestitionsprogramm, mit dem erneuerbare Energien zur Leittechnologie gemacht werden. Dazu gehört auch, dass Energieeffizienz und Energiesysteme modernisiert werden. Steueranreize können zudem private Investitionen in die Erneuerung von Heizungsanlagen oder in die energetische Gebäudesanierung erhöhen.
Um verstärkt Investitionen in die Energiewende in Deutschland zu ermöglichen, fordert die IG Metall eine Vermögensabgabe von jährlich zwei Prozent auf alle Vermögen von mehr als einer Million Euro für 20 Jahre. Deutschland hat einen eklatanten Nachholbedarf an öffentlichen Investitionen. Mit dieser Vermögensabgabe würden jährlich rund 20 Milliarden Euro frei, die unter anderem in die Energiewende investiert werden könnten. Europaweit könnten für die Energiewende die Mittel aus der Finanztransaktionssteuer aufgewendet werden. Die ökologische Industrie muss endlich Aufwind bekommen.
Doch eine „Demokratie ist erst dann vollständig und lebendig, wenn sie auch in den Betrieben herrscht“, so Berthold Huber. Die IG Metall fordert daher eine Mitbestimmungsinitiative, die Arbeitnehmerrechte ausweitet. Nicht nur in Großbetrieben, sondern auch in Betrieben kleiner und mittlerer Größe. Der weltweite Trend hin zu prekärer Arbeit muss gestoppt werden. „Wir fordern in Deutschland einen gesetzlichen Mindestlohn, den Abbau prekärer Beschäftigung, die Regulierung der Leiharbeit und eine Qualifizierungsoffensive angesichts des Fachkräftemangels“.
Ein großes Problem ist die Jugendarbeitslosigkeit. Eine Arbeitslosenquote von über 50 Prozent in einigen Ländern Europas bei der jungen Generation ist empörend. Diese Generation droht zu einer „verlorenen Generation“ zu werden. Das ist nicht nur unsozial, es ist auch aus wirtschaftlichen Sicht eine Katastrophe. Pro Jahr bedeutet die hohe Jugendarbeitslosigkeit einen Verlust von Wirtschaftskraft von 153 Milliarden allein in Europa.
Das beste Mittel gegen diese Entwicklung ist: in Bildung investieren und neue Arbeitsplätze schaffen. Für Deutschland fordert die IG Metall daher ein bildungspolitisches Sonderprogramm in Höhe von 100 Euro pro Einwohner. Diese etwa acht Milliarden Euro sollen den Gemeinden als Sonderinvestitionsmittel für konkrete Bildungsmaßnahmen zur Verfügung gestellt werden.