16. September 2010
Die Ergebnisse der 16. Shell-Jugendstudie
Soziale Lage spaltet Jugend
Pragmatisch und optimistisch, so sieht die Shell-Jugendstudie die jungen Menschen zwischen 12 und 25 Jahren. Eine genauere Analyse der Ergebnisse zeigt ein differenzierteres Bild. Die Jugendkulturen driften weiter auseinander. Soziale Lage und damit verbundener Schulerfolg bestimmen nach wie ...

... vor die Zukunftserwartungen junger Menschen. Ein Teil der jungen Generation droht abgehängt zu werden.

Die Jugend zeigt sich optimistisch und zufrieden. Sie glaubt an Übernahme nach der Ausbildung und engagiert sich für ein gutes Leben. Das sind die Ergebnisse der 16. Shell-Jugendstudie, die dieser Woche präsentiert wurden.

Über Dreiviertel der Jugendlichen in beruflicher Ausbildung sind sich „sicher“ (24 Prozent) oder halten es für „wahrscheinlich“ (52 Prozent) übernommen zu werden. Damit hat sich gegenüber der letzten Befragung 2006 der Anteil in dieser Hinsicht optimistischer Jugendlicher von 62 auf 76 Prozent erhöht.

„Dass die Jungen so sicher sind, nach der Ausbildung übernommen zu werden, ist gut“, freut sich Eric Leiderer, Bundesjugendsekretär der IG Metall, „und es bestätigt uns, dass wir mit unserer Kampagne ’Operation Übernahme’ richtig liegen.“ Seit Januar 2009 läuft die bundesweite Mobilisierungs-Kampagne, mit der die Metall-Jugend mobil macht für die Übernahme nach der Ausbildung.

Politisches Interesse ist wieder gestiegen
Nach einem Tiefpunkt in 2002 (34 Prozent) ist dieser Wert nach 39 Prozent in 2006 auf 40 Prozent angewachsen. Fast 70 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind überzeugt, man müsse sich gegen Missstände in der Arbeitswelt und der Gesellschaft zur Wehr setzen. Auch die Bereitschaft, sich konkret zu engagieren, hat zugenommen. 77 Prozent würden Unterschriftenlisten unterzeichnen, 54 Prozent aus politischen Gründen bestimmte Waren boykottieren, und 44 Prozent würden auch an Protestversammlungen teilnehmen.

„Wir haben in den letzten Monaten auch diese Erfahrung gemacht“, erklärt Leiderer, „die betrieblichen Aktionen für die Übernahme der Auszubildenden sind von vielen mitgetragen worden, die Bereitschaft, sich zu engagieren war extrem hoch.“ Und die Erfolge geben der Jugend Recht. In den neuesten Tarifverträgen der Metall- und Elektroindustrie ist die Übernahme für mindestens zwölf Monate für alle Auszubildenden festgeschrieben. „Das beweist, dass Einsatz sich lohnt – und regt zum Mitmachen an“, weiß Eric Leiderer.

Vertrauen in Gewerkschaften bleibt konstant
Interessant ist auch die positive Einschätzungen der Gewerkschaften durch die junge Generation. Auf einer Skala von 1 (= sehr wenig Vertrauen) bis 5 (= sehr viel Vertrauen) liegen die Gewerkschaften mit über die Jahre konstant 3,1 noch vor den Bürgerinitiativen (3,0), der Bundesregierung (2,8), den Kirchen 2,7), großen Unternehmen (2,6), Parteien und Banken (je 2,5). Die Bereitschaft selbst gewerkschaftlich aktiv zu werden entspricht nicht dieser Wertschätzung. Zwar ist der Wert gegenüber der letzten Befragung um die Hälfte gestiegen, liegt mit 3 Prozent aber deutlich hinter Vereinen (47 Prozent) Schule/Hochschule (22 Prozent) und Kirchen (16 Prozent) zurück. Hier sieht Leiderer noch viel Potential nach oben.

Weiteres Auseinanderdriften der Jugendkulturen
Schlechte Wirtschaftslage, Armut und eigener Arbeitsplatzverlust sind die die häufigsten Ängste junger Menschen und liegen klar vor Umweltthemen und befürchteter schwerer Krankheit. Diese Einschätzungen korrelieren sehr stark mit der schichtspezifischen Zugehörigkeit. So fürchten sich vor Arbeitslosigkeit 75 Prozent der Jugendlichen aus der Unterschicht, dagegen nur 54 Prozent aus der Oberschicht. Umgekehrt sind 84 Prozent der Jugendlichen der Oberschicht mit dem eigenen Leben zufrieden, bei Jugendlichen aus der Unterschicht liegt dieser Anteil bei lediglich 40 Prozent. Insgesamt stellt die Studie ein weiteres Auseinanderdriften der Jugendkulturen fest. Der Teil der Jugendlichen, die aus unterprivilegierten Schichten kommen und auch in der Schule Schwierigkeiten haben, droht abgehängt zu werden.

„Wir müssen viel mehr in Bildung investieren“, meint dazu Leiderer, „sowohl in den Schulen als auch in den Betrieben und Berufsschulen. Wir können es uns schlichtweg nicht leisten, einen Teil der jungen Generation einfach abzuschreiben – in ein paar Jahren werden Fachkräfte dringend gesucht – manche Wirtschaftszweige beklagen bereits jetzt einen erheblichen Nachwuchsmangel, da wäre es ja nur konsequent, in den Nachwuchs zu investieren anstatt der jungen Generation immer nur prekäre Beschäftigungsverhältnisse anzubieten.“


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