15. Januar 2015
Tarifrunde 2015 – Wir für mehr: Bessere Altersteilzeit
Fair aussteigen – mit einer besseren tariflichen Altersteilzeit
Mit dem Rollator zur Arbeit: So möchte keiner die letzten Jahre in den Betrieb kommen. Deshalb will die IG Metall bessere Möglichkeiten schaffen, früher und flexibel aus dem Berufsleben auszusteigen. Ihr Ziel ist es, dass sich alle eine Altersteilzeit leisten können.

Nach den bisherigen Tarifverträgen zur Altersteilzeit haben bis zu vier Prozent der Belegschaft einen verbindlichen Anspruch auf Altersteilzeit. Darüber können Beschäftigte in ihren letzten Berufsjahren die Arbeitszeit reduzieren oder früher aus dem Beruf ausscheiden. Besonders belastete Arbeitnehmer können bislang sechs statt vier Jahre Altersteilzeit beanspruchen. Doch wer ist besonders belastet? Aktuell gilt als besondere Belastung vor allem langjährige Schichtarbeit, nicht aber Taktarbeit, Außenmontage oder Projektarbeit.

Ein großer Teil der Beschäftigten wird hier ausgeklammert. So beispielsweise Mitarbeiter in Projektarbeit oder diejenigen, die unter psychischen Belastungen leiden. Tatsächlich zeigen sich Belastungen für jeden anders. Für den einen ist es der Lärm, die Hitze oder einseitige körperliche Belastung, andere leiden unter permanenter Müdigkeit, psychischem Druck oder Stress.


Verbindliche Ansprüche sichern

Die IG Metall will verbindliche Ansprüche und individuelle Wahlmöglichkeiten. Jeder soll den Übergang in die Rente so gestalten können, dass er optimal zu seiner Lebenssituation passt. Für den einen ist es besser, möglichst frühzeitig aufzuhören, also das Blockmodell zu nutzen, andere wollen lieber schrittweise die Arbeitszeit absenken und dafür länger im Betrieb bleiben. Das kommt ganz auf die persönliche und die betriebliche Situation an. Doch damit die Beschäftigten überhaupt eine Wahl haben, will die IG Metall in dieser Tarifrunde eine vernünftige finanzielle Aufstockung durchsetzen. Denn tatsächlich konnten sich viele der Älteren bisher die Altersteilzeit gar nicht leisten.

Es scheitert oftmals am Geld. Daher will die Gewerkschaft einen nach Einkommen gestaffelten Entgeltausgleich durchsetzen. Davon wollen die Arbeitgeber nichts wissen. Sie möchten den tariflichen Anspruch gerne ganz abschaffen. Einen vorzeitigen Ausstieg soll es nur noch auf freiwilliger Basis geben – also dann wenn der Chef ihn gnädig gewährt. Das ist mit der IG Metall nicht zu machen.


Damit es nicht am Geld scheitert

Mit den neuen Gesetzen des Rentenpakets müssen die Altersteilzeit-Tarifverträge neu verhandelt werden. Die abschlagsfreie Rente mit 63 ist zwar ein großer Schritt in die richtige Richtung. Doch das löst nicht alle Probleme. In der Metall- und Elektroindustrie steigt die Zahl der älteren Mitarbeiter. Im Jahr 2000 waren 84 000 Mitarbeiter über 60 Jahre alt, jetzt sind fast drei Mal so viele der Altersklasse „60Plus“ in der Branche beschäftigt – 233 000.

Wegen der Rente mit 63 werden weniger Beschäftigte einen früheren Ausstieg aus dem Arbeitsleben brauchen, trotzdem bleibt die Notwendigkeit, flexible Ausstiegsmöglichkeiten zu schaffen. Denn für die Jahrgänge 1958 und jünger gilt die abschlagsfreie Rente mit 63 nicht mehr. Und altersgerechte Arbeitsplätze gibt es kaum. Wenn die Anforderungen an die Einzelnen trotz geringerer Leistungsfähigkeit gleich bleiben, brauchen sie frühere Ausstiegsmöglichkeiten – erst recht, wenn Arbeitsplätze für gesundheitlich Beeinträchtigte ausgelagert werden.

Die Arbeitgeber wollen die Rolle rückwärts. Sie kündigen an, den Anspruch auf Altersteilzeit überprüfen zu wollen. Da macht die IG Metall nicht mit. Nach einem langen, oft belastenden Arbeitsleben müssen die Beschäftigten einen verbindlichen Anspruch darauf haben, fair und flexibel aus dem Arbeitsleben auszuscheiden. Die IG Metall wird dafür sorgen, dass niemand mit dem Rollator durchs Werktor gehen muss.


Ein Beitrag zur Fachkräftesicherung Start der Tarifverhandlungen: Interview mit Jörg Hofmann Bessere Angebote für einen flexiblen Ausstieg Zehn Gründe für eine neue Altersteilzeit


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