Der Gesetzgeber hat zwar mit der abschlagsfreien Rente ab 63 nach 45 Beitragsjahren eine Möglichkeit geschaffen, das älteren Arbeitnehmern eine vorzeitige Ausstiegsmöglichkeiten bietet, allerdings steigt das Zugangsalter ab dem Jahrgang 1953 schrittweise wieder auf 65 Jahre an. Die IG Metall fordert für langjährig Versicherte eine dauerhafte Rente mit 63, von der dann auch jüngere Generationen profitieren.
Dass die Belegschaften immer älter werden – scheinen viele Unternehmen zu ignorieren. Sie bereiten sich nicht ausreichend auf den demografischen Wandel vor. Alters- und alternsgerechte Arbeitsplätze sind Mangelware – das ist das Ergebnis der großen Beschäftigtenbefragung der IG Metall vom Frühjahr 2013. So glauben 77 Prozent der Facharbeiter nicht, dass sie ihre Arbeit bei gleichbleibenden Anforderungen bis zum gesetzlichen Rentenalter von über 65 Jahren ausüben können. Gerade das wachsende Arbeitspensum im Job gilt dabei als besonders kritisch.
„Ob ältere Fachkräfte kürzer oder länger erwerbstätig sein werden, hängt entscheidend von der Qualität der Arbeitsbedingungen für die einzelnen Beschäftigten aber. Hier ist in den Betrieben noch viel zu tun. Unsere erfolgreiche Kampagne “Gute Arbeit – gut in Rente„ zeigt aber auch: Wenn Betriebsräte, Vertrauensleute und Beschäftigte gemeinsam anpacken, dann können wir greifbare Verbesserungen erreichen,“ sagt Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall. Doch gute Arbeit ist machbar. Das zeigen Beispiele von Unternehmen, in denen die Betriebsräte alters- und alternsgerechte Arbeitsbedingungen durchgesetzt haben.
Bei ZF Services in Schweinfurt etwa haben Betriebsrat und Arbeitgeber die Arbeitsabläufe untersucht und sich ein umfassendes Bild von den körperlichen und psychisch-sozialen Anforderungen gemacht. Sie stellten fest, dass nicht nur das Gewicht der zwischen acht und 20 Kilo schweren Kupplungen, die bewegt werden müssen, ein Problem ist. Auch die Einseitigkeit der Arbeit belastet. Durchgesetzt wurden an die 100 ergonomischen Verbesserungen. Diese reichten von höhenverstellbaren Schwenkarmen, um Computermonitore an Kommissionierarbeitsplätzen zu befestigen, bis zu Hebehilfen. Um der Einseitigkeit zu begegnen, werden die Beschäftigten routierend eingesetzt.
Bei der Daimler AG in Düsseldorf analysieren unabhängige Experten systematisch alle Arbeitsplätze auf mögliche Risiken für die körperliche und geistige Gesundheit. Und die Schmiedewerke Gröditz haben die Arbeitszeit bei Schichtarbeit abgesenkt und weitere ergonomische Verbesserungen eingeführt. Mehrarbeit kann dort nur über Freizeit ausgeglichen werden.
Die IG Metall weiß: Nicht jede Maßnahme passt auf jedes Unternehmen. Eine alters- und alternsgerechte Arbeitsgestaltung lässt sich nicht immer als langfristig geplantes betriebliches Großprojekt umsetzen. Tatsächlich sind verbesserte Bedingungen am Arbeitsplatz das Ergebnis vieler Teilschritte, die Betriebsräte in Betrieben erstritten und ausgehandelt haben.
Gute Arbeit ist notwendig, damit die Beschäftigten nicht frühzeitig verschleißen. Das bedeutet: Altersgerechte Arbeitsplätze, die der besonderen Situation ältere Beschäftigter gerecht werden, und alternsgerechte Arbeitsplätze, die über das gesamte Erwerbsleben ein möglichst gesundes älter werden ermöglichen. Denn eines darf Entlastung für die Älteren nicht bedeuten: mehr Belastung für die Jungen.