31. Oktober 2024
Rente
Lebensstandard im Alter sichern: So funktioniert die Soli-Rente Plus
Auch im Alter das gewohnte Leben bezahlen können: Dazu müssen wir vor allem die gesetzliche Rente stärken. Doch eine zusätzliche Vorsorge ist trotzdem notwendig. Die IG Metall hat dafür eine Idee.

Die gesetzliche Rente muss einen deutlich höheren Beitrag zur Sicherung des Lebensstandards leisten als bisher. Sie muss eine auskömmliche Altersversorgung für alle sichern. Die IG Metall macht sich deshalb für eine Reform der Rentenversicherung stark.

Aber: Auch bei deutlich besseren Leistungen wird die gesetzliche Rente nicht allen den erworbenen Lebensstandard garantieren können. Eine ergänzende Zusatzvorsorge ist deshalb unerlässlich. Vor allem dort, wo Beschäftigte nicht von einer guten – weil arbeitgeberfinanzierten – betrieblichen Altersvorsorge profitieren können.

Was tun?

Die IG Metall hat eine Idee entwickelt, mit der sich die Altersversorgung verbessern lässt – und zwar innerhalb der gesetzlichen Rentenversicherung, ohne teure Privatvorsorge. Die Idee heißt „Soli-Rente Plus“.

Der Grundgedanke der Soli-Rente Plus ist einfach: Beschäftigte zahlen während ihres Berufslebens zusätzlich Geld in die gesetzliche Rentenversicherung, über den normalen Rentenbeitrag hinaus. Damit erhöhen sie ihre Rentenansprüche. Wenn sie schließlich in Rente gehen, haben sie jeden Monat mehr Geld in der Tasche.

„Die einstigen Hoffnungsträger der Zusatzvorsorge wie etwa die Riester-Rente sind gescheitert“, sagt Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall. „Zudem hängen die privaten Vorsorgeprodukte am Tropf der Finanzmärkte, die nur so lange stabil sind, wie sie nicht wieder einbrechen. Es braucht Alternativen – und die sind in der solidarischen und krisenfesten gesetzlichen Rentenversicherung zu finden.“


Wie lässt sich die Soli-Rente Plus verwirklichen?

Die Grundlage der Soli-Rente Plus ist bereits Realität. Schon heute können Versicherte freiwillig Zusatzbeiträge in die Rentenkasse einzahlen. Zweck dieser Möglichkeit:

In der Regel werden von der Rentenversicherung ab dem 50. Lebensjahr freiwillige Beiträge zum Ausgleich von Abschlägen akzeptiert. Ein Rechtsgutachten im Auftrag der IG Metall hat gezeigt, dass es nach derzeitiger Gesetzeslage auch Einzahlungen vor dem 50. Lebensjahr gerechtfertigt sein können. Die IG Metall setzt sich dafür ein, dass jeder das Recht darauf hat, auch vor dem 50. Lebensjahr zusätzliche Beiträge zu entrichten. Diese Zahlung muss natürlich freiwillig sein.


Welche Vorteile hat die Soli-Rente Plus gegenüber der privaten Vorsorge?

Die Soli-Rente Plus kann Lücken in der Altersversorgung unkompliziert und effizient schließen. Ein großer Vorteil ist: Es muss weder eine neue Organisation gegründet noch ein neuer Fonds aufgelegt werden. Die gesetzliche Rentenversicherung gibt es ja bereits. Die Verwaltungskosten der gesetzlichen Rentenversicherung sind mit 1,3 Prozent unschlagbar gering.

Außerdem ist die Rentenversicherung nicht auf Gewinne aus. Mit der Soli-Rente Plus müssen also keine Makler- oder Vertriebskosten mitfinanziert werden, wie das bei privaten Vorsorgeprodukten der Fall ist.

Die Aussichten zur Wertentwicklung des eingezahlten Geldes sind solide: Modellrechnungen im Auftrag der IG Metall zeigen, dass bis 2063 ein Plus von durchschnittlich rund drei Prozent pro Jahr realistisch ist. Die Wertentwicklung der gesetzlichen Rente hängt nämlich an der Entwicklung der Löhne und nicht an Entwicklungen der Finanzmärkte und Renditen der Unternehmen. Eine stabile und gesellschaftlich solidarische Alternative zusätzlicher Altersvorsorge.


Bringt mir die zusätzliche Einzahlung am Ende überhaupt etwas?

Das Rentenplus durch freiwillige Zusatzbeiträge hängt an zwei Faktoren: wie hoch sind die zusätzlichen Beiträge und wie lange werden sie gezahlt. Daher ist es der IG Metall auch wichtig, dass man möglichst vor dem 50. Lebensjahr zusätzliche Beiträge einzahlen kann.

Ein anderer wesentlicher Faktor ist, dass die Arbeitgeber sich auch an der Zuzahlung beteiligen sollen. Zum Beispiel im Rahmen von Tarifvereinbarungen. Ist der Arbeitgeber zum Bespiel per Tarif verpflichtet, sich an freiwilligen Zusatzbeiträgen in die gesetzliche Rentenversicherung zu beteiligen, lassen sich über die Zeit bis zur  Rente Versorgungslücken oder Rentenabschläge spürbar verkleinern.


Gibt es bereits Tarifverträge für zusätzliche Einzahlungen in die Rentenversicherung?

Ja, es gibt mittlerweile viele Tarifverträge, die Zahlungen des Arbeitgebers zum Ausgleich von Rentenabschlägen vorsehen. Ein Beispiel ist der Tarifvertrag zum Ausgleich von Rentenabschlägen in der Sanitär-, Heizungs-, Klima- und Klempnertechnik Niedersachsen.

In dem Tarifvertrag steht: Jeder Beschäftigte ab 50 Jahren hat die Möglichkeit, eine monatliche Zusatzzahlung auf sein Rentenkonto einzuzahlen. Zahlt der Beschäftigte mindestens 50 Euro monatlich, haben Mitglieder der IG Metall ein Rechtsanspruch auf eine monatliche Zuzahlung des Arbeitgebers in Höhe von ebenfalls 50 Euro.


Soll die Soli-Rente Plus eine Alternative zur betrieblichen Altersvorsorge sein?

Nein, die Soli-Rente-Plus ist keine Alternative oder gar Gegenmodell zur betrieblichen Altersvorsorge (bAV). Nach wie vor braucht es arbeitgeberfinanzierte Betriebsrenten für alle: mit garantierter Mindestleistung, Arbeitgeberhaftung und einem Bestandsschutz für bestehende Regelungen.

Gute Regelungen zur betrieblichen Altersversorgung bleiben damit Kernelement zusätzlicher Altersvorsorge. Derzeit haben aber längst nicht alle Beschäftigten in den IG Metall-Branchen Anspruch auf eine gute bAV. Die Soli-Rente-Plus kann besonders dort wirksam werden, wo es an einer bAV fehlt.


Warum sollten Arbeitgeber sich an der Soli-Rente Plus beteiligen?

Für Arbeitgeber ist die Soli-Rente Plus eine einfache Möglichkeit, Beschäftigten eine zusätzliche Alterssicherung zu bieten. Sie müssten nur einen regelmäßigen Betrag zuschießen und sich ansonsten um nichts kümmern. Die Organisation übernimmt die Rentenversicherung.

Als Anreiz sollten die zusätzlichen Rentenbeiträge des Arbeitsgebers steuer- und abgabenfrei sein.


Was sagen die Beschäftigten zur Soli-Rente Plus?

Die große Mehrheit der Menschen in Deutschland will die gesetzliche Rentenversicherung stärken. Das zeigt eine repräsentative Umfrage im Auftrag der IG Metall.

67 Prozent der Befragten sind bereit, für eine ausreichende Rente etwas höhere Rentenbeiträge zu zahlen. Freiwillige Extra-Zahlungen in die Rentenkasse halten 70 Prozent für eine gute Möglichkeit. Viele fordern aber eine Beteiligung der Arbeitgeber.

Fazit von Hans-Jürgen Urban: „Eine Soli-Rente-Plus, wie sie die IG Metall fordert, ist machbar, sie rentiert sich und kann zur Stärkung von gesetzlicher Rentenversicherung und Sozialstaat beitragen.“


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