Wann ist Schluss mit lustig? Wenn es um die eigenen Kinder geht. Die sollen es später einmal besser haben, oder zumindest nicht schlechter.
In der Debatte um die Rente wird dieses Argument immer wieder missbraucht: Das Rentenalter müsse steigen oder die Rentenleistungen sinken, sonst müssten die jungen Generationen immer höhere Rentenbeiträge zahlen. So hat es das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) gerade wieder behauptet – und ein Renteneintrittsalter von 73 Jahren gefordert. Dadurch, so das IW, ließen sich die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung langfristig stabil halten.
Die Arbeitgeber als Rächer der jungen Generation? So einfach ist es nicht.
In Wahrheit haben gerade die Jungen ein Interesse daran, dass die gesetzliche Rente gestärkt wird. Das fängt beim Rentenniveau an. Wer 45 Jahre lang immer Durchschnittsverdiener war, erhält derzeit eine Rente von 1370 Euro brutto („Standardrente“). Bis 2030 soll das Rentenniveau von aktuell 47,5 Prozent auf 43 Prozent sinken. Hätten wir dieses niedrige Niveau bereits heute, dann bekäme ein Durchschnittsverdiener nur 1240 Euro Rente im Monat. Betroffen sind die junge und mittlere Generation, die erst in Jahrzehnten in Rente gehen.
Eine schrittweise Erhöhung des Renteneintrittsalters – wie sie die Arbeitgeber fordern – trifft ebenfalls die Jungen. Die heutigen Rentner bleiben davon unberührt. Die Rentenpolitik hat den Jüngeren also folgende Aussicht beschert: Immer länger arbeiten für eine immer kleinere Rente.
Die IG Metall will die Perspektiven der jungen Generation verbessern. Die Kernpunkte im neuen Rentenkonzept der IG Metall:
Wie lässt sich das finanzieren? Fest steht: Die Rentenbeiträge müssten steigen. Allerdings längst nicht so stark, wie oft behauptet. Denn: Die IG Metall will die Rentenversicherung zu einer Erwerbstätigenversicherung umbauen. Das heißt: Alle zahlen ein, auch Selbstständige, Freiberufler, Politiker oder Beamte. Die zusätzlichen Einnahmen entlasten die Rentenkasse in den Jahren, in denen die geburtenstarken Jahrgänge in Rente sind.
Geld in etwas höhere Rentenbeiträge zu stecken lohnt sich besonders im Vergleich zur privaten Altersvorsorge. Dort fallen oft horrende Verwaltungskosten an, teils bis zu 20 Prozent der eingezahlten Beträge. Entsprechend mau sind dann die Renditeaussichten für Riester-Policen oder andere kapitalgedeckte Vorsorgeprodukte. Die gesetzliche Rentenversicherung kommt mit rund 1,5 Prozent Verwaltungskosten aus. Und das andauernde Zinstief kann ihr nichts anhaben.
Nicht zu vergessen: Die Kosten für private Vorsorge tragen die Versicherten allein. Beiträge zur Rentenversicherung teilen sich Versicherte und Arbeitgeber je zur Hälfte. Hier dürfte der wahre Grund dafür liegen, dass Arbeitgebervertreter so heftig gegen höhere Rentenbeiträge trommeln.
Die Jungen haben derweil erkannt, dass moderat steigende Rentenbeiträge nicht als Schreckgespenst taugen. Eine Infratest-Umfrage im Auftrag der IG Metall zeigt: Die große Mehrheit der Jüngeren wäre bereit, höhere Beiträge zu zahlen. Dafür erwarten sie aber auch, dass die Rente den Lebensstandard im Alter sichert. Genau das will die IG Metall mit ihren Vorschlägen zur Rente erreichen.