Immer mehr Arbeitgeber versuchen, sich aus der Verantwortung zu stehlen: Mit der Tarifflucht kündigen sie die Sozialpartnerschaft auf. Für Beschäftigte bedeutet das: Die Gerechtigkeit schwindet ― bei der Verteilung von Einkommen und erwirtschafteten Gewinnen. Und auch die Chancen sind immer ungleicher verteilt. Fakt ist: Nur Tarifverträge gewährleisten, dass Arbeit ihren Wert behält.
Aus der neuen Beschäftigtenbefragung der IG Metall geht hervor: 92 Prozent der Beschäftigten fordern, dass auch die Politik dafür sorgt, dass für möglichst viele Beschäftigte ein Tarifvertrag gilt. Zum Beispiel dadurch, dass die Politik Tarifflucht bei Auslagerungen verhindert. Outsourcing darf nicht dazu führen, dass sich Arbeitgeber davor drücken, Tariflöhne zu zahlen.
Fakt ist auch: In Betrieben ohne Tarifbindung verdienen Frauen deutlich weniger. 91 Prozent der Beschäftigten fordern gleiches Geld und gleiche berufliche Entwicklungschancen unabhängig vom Geschlecht. Es überrascht nicht, dass insbesondere Frauen diese Forderung unterstützen. Und es ist ein positives Signal, dass auch eine Mehrheit der ― nicht betroffenen ― Männer sich der Forderung nach geschlechtergerechten Chancen in der Arbeitswelt anschließt.
Darüber hinaus erwarten die Befragten einen Wechsel in der Steuerpolitik. Nur wenn gute Löhne, hohe Tarifbindung und gerechte Steuern zusammenkommen, erreichen wir mehr Gerechtigkeit in Deutschland.
77 Prozent der Befragten ist eine gerechtere Verteilung durch eine stärkere Besteuerung hoher Einkommen und Vermögen sowie großer Erbschaften wichtig oder sehr wichtig. Sie wissen: Die abhängig Beschäftigten mussten in den letzten Jahren einen immer größeren Anteil des Steueraufkommens schultern. Gleichzeitig senkte die Politik die Abgaben auf große Vermögen, hohe Einkommen und Kapitalerträge deutlich. Nach dem Willen der Beschäftigten muss damit Schluss sein. Sie empfinden es offenkundig als ungerecht, wenn etwa Kapital geringer besteuert wird als Arbeit.
Das ist es, was die Beschäftigten mit Blick auf die Tarifbindung wollen. Jetzt muss die Politik handeln:
Über die Befragung: Die IG Metall hat Beschäftigte in mehr als 7000 Handwerks-, Dienstleistungs-, und Industriebetrieben befragt. Insgesamt haben sich 681 241 Beschäftigte an der Befragung beteiligt. Mitmachen konnten alle Beschäftigten – Gewerkschaftsmitglieder und Nichtmitglieder. Der Fragebogen konnte schriftlich oder online ausgefüllt werden. Befragungszeitraum war vom 16. Januar bis 26. Februar 2017. Die Zahlen sind gerundet.