Photovoltaik – wichtiger Baustein bei der Energiewende
Nur mit Tarif und guter Arbeit hat die Solarbranche Erfolg
Die Solarbranche spielt bei der Energiewende eine wichtige Rolle. Trotzdem steckt die Branche in der Krise. Auch die Arbeitsbedingungen lassen zu wünschen übrig. Überstunden, schlechte Bezahlung und Leiharbeit sind an der Tagesordnung. Die IG Metall strebt einen Branchentarifvertrag an. Der ...
... gäbe den Beschäftigten Sicherheit beim Entgelt und bei der Arbeitzeit.
Sie ist nicht irgendeine Branche. Die Photovoltaik ist eine der Schlüsselbranchen bei der Energiewende. Mit ihrer Hilfe können energiebedingte Treibhausgase reduziert und CO2-Emmissionen eingespart werden. Während im Jahr 2000 weltweit nur etwa 1500 Megawatt (MWp) an Photovoltaik-Anlagen (PV) installiert waren, vervielfältigte sich die Leistung in den darauf folgenden Jahren auf 40 000 MWp. Davon 29 000 MWp in den EU-Ländern, ein Großteil in Deutschland. Hierzulande gibt es etwa 20 führende Herstellerfirmen. 17 davon haben ihren Standort in Ostdeutschland. Deshalb ist die Branche gerade für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt in Ostdeutschland bedeutend.
Solarfirmen fehlt die finanzielle Kraft
Trotz der geplanten Energiewende steckt die deutsche Solarbranche in der Krise. Dem Standort Deutschland könnte ein wichtiges Technologiestandbein wegbrechen, denn immer mehr Firmen geben auf. Obwohl viele der mittelständischen Solarbetriebe technologisch gut aufgestellt sind, fehlt ihnen die finanzielle Puste, um im Wettbewerb mit den asiatischen Konkurrenten bestehen zu können.
Der Hickhack um die Förderung, die internationale Konkurrenz und die sinkenden Preise für Zellen und Module setzen den Firmen ziemlich zu. In der deutschen Solarbranche sind etwa 120 000 Menschen beschäftigt. Eine Umfrage der IG Metall unter ihnen in 2011 ergab, dass die Mehrheit stolz ist, in dieser Branche zu arbeiten und damit einen Beitrag zur Energiewende leisten zu können.
Gute Arbeitsbedingungen eher selten
Leider sieht nur ein geringer Teil der dort Beschäftigten für sich eine langfristige Perspektive. Denn die Arbeitsbedingungen in den Solarfirmen sind von guter Arbeit weit entfernt und die Entgelte niedrig. Motivierte Beschäftigte sind entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens. Allzu oft setzen jedoch die Solarfirmen auf Dumpinglöhne und Leiharbeit, um sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Überstunden, lange Arbeitszeiten, schlechte Schichtarbeitsmodelle und eine hohe Leiharbeitsquote sind die Realität. Mehr als ein Viertel der Arbeitnehmer leistet regelmäßig bis zu fünf Überstunden in der Woche. Über 13 Prozent arbeiten wöchentlich sogar bis zu zehn Stunden und länger.
Anders als in den tradtionellen Branchen der Metall- und Elektroindustrie steht die Mitbestimmung noch ganz am Anfang. In den vergangenen zwei Jahren hat die IG Metall die Beschäftigten dabei unterstützt, Betriebsräte zu gründen. Viele Firmen stehen Gewerkschaften und der Mitbestimmung eher ablehnend gegenüber. Doch es gibt auch positive Beispiele. So setzt SMA in Niestal bei Kassel bereits heute auf Dialog, Mitbestimmung und Zusammenarbeit. Zudem gibt es bereits erste Firmentarifverträge. Nachdem die IG Metall einen ersten Tarifvertrag mit der Freiburger Solarfabrik AG geschlossen hatte, sind seit April 2011 die unterschiedlichen Bedingungen bei Entgelt und Arbeitszeiten auch in den Standorten von Bosch Solar in Erfurt und Arnstadt tariflich geregelt.
Doch Firmentarifverträge sind nur ein Anfang. Die IG Metall strebt einen Branchentarifvertrag an, damit für alle Unternehmen die gleichen Wettbewerbsbedingungen gelten. Nur so kann der Konkurrenzkampf über Löhne und Arbeitsbedingungen ausgeschlossen werden. Zudem sichern Tarifverträge die Rechte der Arbeitnehmer und schaffen einen gemeinsamen Rahmen für die Arbeitsbedingungen. Die Beschäftigten erhalten mehr Sicherheit über ihr Einkommen und ihre Arbeitszeiten. Desweiteren tragen Tarifverträge zur Stabilität von Unternehmen bei.
Neue Industriepolitik notwendig
Die deutsche Photovoltaik-Industrie hat lange Zeit einen technologischen Spitzenplatz eingenommen. Seit 2011 setzen jedoch Überkapazitäten und Preisverfall die Firmen zunehmend unter Druck. Die IG Metall fordert, dass die Politik eingreift und die strukturellen Nachteile mit den internationalen Wettbewerbern ausgleicht. Forschung, Innovation und Produktion müssen gezielt gefördert werden. Zudem bedarf es Strukturen, die funktionierende und miteinander verzahnte Wertschöpfungsketten auf regionaler, bundesweiter und europäischer Ebene schaffen.
Modell für fortschrittliches Wirtschaften
Damit die Branche zum Modell für fortschrittliches Wirtschaften wird, müssen die Interessen der Beschäftigten in die langfristigen Strategien der Unternehmen und der Branchenentwicklung einbezogen werden. Tarifverträge und Betriebsräte gehören dabei ebenso dazu wie die stetige Qualifizierung der Arbeitnehmer. So kann die Innovations- und Zukunftsfähigkeit der Branche auf einer stabilen Grundlage ausgebaut werden.