Sieben Millionen Beschäftigte in Deutschland haben keinen festen, sicheren Arbeitsplatz. Sie sind „atypisch beschäftigt“ – also in Leiharbeit, befristet oder in einem Minijob. Das zeigt der Mikrozensus des Statistischen Bundesamts.
Damit beträgt der Anteil der „atypisch Beschäftigten“ an allen Beschäftigten mittlerweile 21 Prozent. Ihre Arbeits- und Lebensbedingungen sind meist prekär: Sie können nicht planen, sie erhalten weniger Geld und später auch weniger Rente.
Zum „Welttag für menschenwürdige Arbeit“ am 7. Oktober fordert die IG Metall von der der neuen Bundesregierung Maßnahmen, um atypische, prekäre Beschäftigung einzudämmen.
„Es ist nicht hinnehmbar, dass jeder fünfte Beschäftigte in prekärer Arbeit landet“, kritisiert Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall. „Da ist jetzt die Politik gefordert: Das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz muss weiter verbessert werden. Es gilt, Leiharbeit besser einzugrenzen und zu regulieren. Vor allem darf Leiharbeit Festeinstellungen nicht dauerhaft ersetzen.“
Eigentlich ist Leiharbeit dazu gedacht, vorübergehende Auftragsspitzen in den Betrieben abzuarbeiten – und zugleich Beschäftigten mit weniger Chancen eine Brücke in den Arbeitsmarkt zu bauen. Doch tatsächlich bleiben viele Leihbeschäftigte jahrelang in der Leiharbeit hängen – obwohl über 60 Prozent Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung sind.
Zwar hat die große Koalition 2017 das Gesetz zur Leiharbeit – das sogenannte Arbeitnehmerüberlassungsgesetz – überarbeitet und dabei eine Höchstüberlassungsdauer von 18 Monaten eingeführt. Allerdings bedeutet das keineswegs, dass Leihbeschäftigte dann übernommen werden müssen – sondern lediglich, dass Ihr Einsatz dann endet und sie gegen andere Leiharbeiter ausgetauscht werden.
Leiharbeit verbieten ist schwierig. Das Bundesverfassungsgericht hat die sogenannte Arbeitnehmerüberlassung 1967 legalisiert.
Daher konzentriert sich die IG Metall darauf, Leiharbeit besser und fairer zu machen – und hat trotz der schwierigen Rahmenbedingungen in den letzten Jahren viel erreicht. Sie hat etwa Tarifverträge durchgesetzt, die Leihbeschäftigten mehr Geld und bessere Chancen auf Übernahme sichern.
„Wir haben Branchenzuschläge verhandelt, die den Leihbeschäftigten deutlich mehr Geld bringen“, erklärt Christiane Benner. „Und unsere Tarifverträge geben uns die Möglichkeit, Übernahmen in feste Arbeitsverhältnisse zu verhandeln.“
Die Branchenzuschläge der IG Metall sichern Leihbeschäftigten etwa in der Metall- und Elektroindustrie bis zu 65 Prozent mehr Geld – bis zu 7000 Euro mehr im Jahr.
Im April dieses Jahres gab es eine Tariferhöhung von drei Prozent für Leihbeschäftigte – bei voller Angleichung der Löhne im Osten an den Westen.
Und seit diesem Jahr kommt noch ein Bonus für Gewerkschaftsmitglieder dazu – je nach Dauer der Betriebszugehörigkeit bis zu 300 Euro extra im Jahr. Bis 2023 steigt der Bonus dann auf bis zu 700 Euro an.
In vielen Betrieben haben Betriebsräte auf Basis der IG Metall-Tarifverträge noch einmal bessere Bedingungen für Leihbeschäftigte ausgehandelt, etwa gleiche Bezahlung wie Stammbeschäftigte ab dem ersten Tag.
Und immer wieder gelingt es IG Metall und Betriebsräten, Leihbeschäftigte in feste Arbeitsplätze zu bringen.
Gerade etwa hat Daimler angekündigt, 400 Leiharbeiter im Mercedes-Werk Rastatt unbefristet zu übernehmen. IG Metall, Betriebsrat und Beschäftigte haben dafür wochenlang Druck gemacht, mit Aktionen und in der Presse.