Hunderttausende Betriebe fahren wegen Corona herunter und gehen in Kurzarbeit. Normalerweise bedeutet das bis zu 40 Prozent weniger Geld für die Beschäftigten. Doch IG Metall und Betriebsräte setzen durch, dass die Arbeitgeber etwas zum Kurzarbeitergeld dazuzahlen – nicht nur in den großen Fabriken, sondern auch im Handwerk und bei Dienstleistern. Bei Bilfinger EMS, einem technischen Dienstleister für Öl- und Gasversorger, hat der Betriebsrat ausgehandelt, dass der Arbeitgeber den Beschäftigten ihr Kurzarbeitergeld auf 80 Prozent ihres normalen Nettos aufstockt.
„Als ich das erste Mal von Aufstockung gesprochen habe, ist unser Chef vom Stuhl gefallen“, berichtet der Betriebsratsvorsitzende Andreas Büter. „Aber schließlich konnten wir ihn überzeugen. Andere Betriebe zahlen ja auch etwas auf. Wir waren nach drei Tagen Verhandlung mit der Betriebsvereinbarung durch.“
Die Betriebsvereinbarung mit der Aufstockung des Kurzarbeitergelds auf 80 Prozent gilt nun für sechs Standorte von Bilfinger EMS bundesweit. Bislang ist nur der Standort in Emden in Kurzarbeit gegangen – aber alle anderen kann es auch sofort treffen: Jeder Standort hat einen Hauptkunden –und wenn dieser schließt und die Dienstleister nicht mehr hereinlässt, gibt es von heute auf morgen keine Arbeit mehr. In Emden hieß das sofort: Kurzarbeit Null. Deshalb musste es letzte Woche alles ganz schnell gehen.
Bei den Beschäftigten kommt die Betriebsvereinbarung gut an. Andreas Büter und die anderen Betriebsratsmitglieder haben sie in Aushängen und über Telefonkonferenzen informiert – und mit vielen persönlich telefoniert.
„Die meisten Beschäftigten haben kein Problem damit, in Kurzarbeit zu gehen. Teilweise haben sie nur geringe Einbußen“, erklärt Büter. „Einige müssen jeden Tag 50, 60 Kilometer zur Arbeit fahren. Das geht ins Geld. Die Fahrtkosten fallen ja dann weg.“
Angst um ihre Arbeitsplätze haben die Beschäftigten nicht. Zum 1. April hat Bilfinger EMS in Cloppenburg / Niedersachsen drei neue Beschäftigte eingestellt – trotz drohender Kurzarbeit. Fachkräfte sind rar. Und sie werden gebraucht – für die Zukunft nach Corona.
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