17. Januar 2011
Jugend im Handwerk
Das Handwerk und der Nachwuchs
Das Handwerk hat goldenen Boden – auch für die Junge Generation? Tatsache ist: Auszubildende klagen über ausbildungsfremde Arbeiten, ungeregelte Arbeitszeiten und eine Ausbildungsvergütung, die deutlich niedriger ist als in der Industrie. Kein Wunder also, dass viele Jugendliche eher eine ...

... Ausbildung in der Industrie anstreben.

Nach der Finanzkrise geht es in der Wirtschaft wieder aufwärts. Auch das Handwerk spürt den Aufschwung. Aber jetzt zeigen sich die Versäumnisse der Vergangenheit umso deutlicher. Viele Handwerksbetriebe klagen über fehlende Fachkräfte. Mit einer Imagekampagne will der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) das schlechte Image unter jungen Leuten aufpolieren.

Arbeitsbedingungen weit von Guter Arbeit entfernt
Doch nur die Fassade polieren – das reicht nicht. Die Ausbildungs-, Arbeits- und Entgeltbedingungen in vielen Handwerksbetrieben müssten endlich deutlich verbessert werden, fordert die IG Metall. Die Beschäftigten leisten gute und hochqualifizierte Arbeit. Doch die Bezahlung liegt meist unter der vergleichbarer Arbeitsplätze in der Industrie. Zudem ist die Arbeitszeit im Handwerk oft ungeregelt und die Arbeitsbedingungen sind weit von guter Arbeit entfernt. Doch statt die Entgelte zu verbessern, unterlaufen die Arbeitgeber die Tarifverträge oder flüchten ganz aus dem Tarifverbund.

Viele Jugendliche werden nach der Ausbildung nicht übernommen
Auch in der Ausbildung stimmt vieles nicht. Überstunden, ausbildungsfremde Arbeiten und eine niedrige Ausbildungsvergütung – das alles spricht nicht für eine Lehrstelle im Handwerk. Wenn Jugendliche eine Wahl haben, gehen sie eher in einen Großbetrieb in der Industrie. Zudem werden im Handwerk viele Auszubildende nach ihrer Prüfung nicht in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen. In vielen anderen Branchen hat die IG Metall eine tarifliche Regelung zur Übernahme nach der Ausbildung erzielt – eine vergleichbare Vereinbarung verweigert das Handwerk bislang.

Auch Haupschüler können sich auf einer Lehrstelle beweisen
Die Arbeitgeber behaupten, viele Bewerber seien für eine Ausbildung nicht geeignet. Doch „Berufsausbildung ist keine Sache für gute Zeiten und sie ist auch nicht ausschließlich für Menschen mit sehr guten Schulnoten“, stellte Wolfgang Rhode, im IG Metall-Vorstand für das Handwerk zuständig, klar. Rhode weist darauf hin, dass sich auch Hauptschüler mit schlechten Noten auf einer Lehrstelle beweisen können: Dafür gibt es viele Beispiele. Die Arbeitgeber im Handwerk könnten die Ausbildungsfähigkeit von Jugendlichen fördern und so Verantwortung für die Belange der Jungen Generation zeigen. Beispielsweise durch eine besondere Unterstützung in Form von Nachhilfe. Andere Arbeitgeber haben dies bereits getan. Beispiel Nordrhein-Westfalen: Dort haben die Tarifpartner einen Tarifvertrag geschlossen, der genau das zum Ziel hat.

Qualifizierte Ausbildungsplätze statt Kurzausbildungsgänge, eine Übernahmegarantie nach der Ausbildung sowie gute Arbeits- und Entgeltbedingungen – so könnten Jobs auch im Handwerk für die Junge Generation attraktiver werden. Das wäre eine Imagekampagne, mit der das Handwerk junge Leute und die IG Metall für sich gewinnen könnte.


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