Fast eine Woche ist vergangenen und Claudia Keth kann es kaum glauben. „Letzten Freitag hätte ich nicht gedacht, dass wir am Montag dieses Camp haben“, sagt die 25-Jährige. Jetzt stehen 70 Zelte vor der Europäischen Zentralbank (EZB), und täglich werden es mehr.
„Occupy Frankfurt“ nennt sich die Bewegung hier. Doch auch in anderen Städten in Deutschland und auf der ganzen Welt bringen Menschen ihre Empörung auf die Straße. Jeder hat eigene Gründe. „Aber die enorme Umverteilung von den Steuerzahlern zu den Banken war sicher ein zentraler Auslöser“, sagt Claudia. Sie selbst spürte seit Jahren, wie die Wut in ihr größer wurde. Wut darüber, dass in Afrika Menschen hungern, während Europa im Überfluss lebt. Wut darüber, dass Banken Milliarden bekommen, während das Land Hessen 30 Millionen Euro bei der Bildung spart. Oder über Hartz IV: „Was ist das für eine Welt, in der die einen alles haben, und andere nichts?“, fragt die Studentin. Doch sie spürte eine Veränderung. „Meine Wut schlug in positive Empörung um.“ Claudia geht es nicht darum, an einzelnen Schräubchen zu drehen. „Das System selbst ist das Problem“, sagt sie.