Sonntagabend, Völklinger Hütte im Saarland: Vor dem historischen Stahlwerk brennt ein zwei Meter hohes metallenes Herz. Angezündet haben es die Beschäftigten von Saarstahl. „Stahl ist Zukunft“, rufen die Auszubildenden des Unternehmens. Der Saarstahl-Betriebsratsvorsitzende Stefan Ahr sagt: „Das ist eine Kampfansage. Es geht hier um alles!“
So wie bei Saarstahl demonstrieren in dieser Woche tausende Metallerinnen und Metaller im ganzen Land. Sie kommen aus der Stahlindustrie, aus Aluminiumhütten, aus Gießereien. Aus Betrieben, die für ihre Produktion große Mengen Strom benötigen.
Die Beschäftigten haben Angst um die Zukunft ihrer Arbeitsplätze. Die Strompreise für die energieintensive Industrie sind im internationalen Vergleich viel zu hoch. Es drohen Verlagerungen ins Ausland. Schon heute drosseln zahlreiche Betriebe ihre Produktion. Oder schieben bestimmte Arbeitsschritte aufs Wochenende, weil der Strom dann billiger ist.
Die Forderung von IG Metall und Beschäftigten ist klar: Die Bundesregierung muss der energieintensiven Industrie eine Atempause verschaffen. Sie muss den Strompreis für diese Betriebe deckeln. Auf einem Niveau, das halbwegs wettbewerbsfähig ist.
Ziel ist ein reduzierter Industriestrompreis, auch „Brückenstrompreis“ genannt. Er könnte den Unternehmen Zeit verschaffen, bis ausreichend günstiger Ökostrom verfügbar ist.
Die IG Metall hat für diese Forderung zu einer bundesweiten Aktionswoche aufgerufen. Tausende Kolleginnen und Kollegen haben sich bislang daran beteiligt.
In Duisburg zum Beispiel projizierten Metallerinnen und Metaller am Dienstagabend ihre Forderungen auf die Fassade des Stahlwerks an der Hauptverwaltung von ThyssenKrupp Steel Europe. In Grevenbroich wandten sich Betriebsräte der örtlichen Aluminiumindustrie an die lokale Politik und demonstrierten vor der Kreistagssitzung.
Die Aktionen laufen noch bis Ende diese Woche. Dabei geht es um viele tausend Arbeitsplätze, oft gut bezahlt und tariflich abgesichert. Es geht aber auch um ganze Produktionsketten, an deren Anfang die energieintensive Grundstoffindustrie steht.
Und: Es geht um den grünen Umbau dieser zentralen Industriezweige. Der kostet Zeit und Geld – beides haben die Betriebe nicht, wenn die Energiekosten derart hoch bleiben.
Die IG Metall hat sich mit Unternehmensverbänden und Gewerkschaften zu einer „Allianz pro Brückenstrompreis“ zusammengeschlossen. Die Mitglieder der Allianz – sie vertreten insgesamt mehr als 1,1 Millionen Beschäftigte in über achttausend Unternehmen – drängen einhellig auf eine schnelle Lösung der Debatte um einen Brückenstrompreis.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat bereits im Frühjahr ein Konzept für einen Brückenstrompreis vorgelegt. Auch die SPD-Bundestagsfraktion und die Ministerpräsidenten haben sich dafür ausgesprochen. Vor allem die FDP sperrt sich aber bislang gegen einen Industriestrompreis und gefährdet damit wichtige Industriezweige.
Mit der Aktionswoche „Brückenstrompreis jetzt!“ erhöht die IG Metall nun den öffentlichen Druck.