Der Neubau des House of Labour („Haus der Arbeit“) in Frankfurt ist offiziell eröffnet. Die Einrichtung der DGB-Gewerkschaften bietet Beschäftigten akademische Weiterbildung. Diese ist gerade in Zeiten des Umbruchs in Gesellschaft und Wirtschaft wichtig, wie Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, anlässlich der Einweihung des Gebäudes am 2. Oktober betont: „Der ökologische und digitale Wandel stellt Geschäftsmodelle in Frage, greift in Wertschöpfungsprozesse ein und stellt neue Anforderungen an die Qualifikation der Beschäftigten. Das verlangt auch neue Kompetenzen in der Mitbestimmung in Betrieb und Unternehmen. Das House of Labour soll diese Kompetenzen auf akademischem Niveau den Trägern der Mitbestimmung vermitteln.“
Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, während der Einweihung des House of Labour. (Foto: Frank Rumpenhorst)
Das House of Labour steht auf zwei Säulen: In dem fünfstöckigen Gebäude, am Rande des Campus Westend der Frankfurter Goethe-Universität gelegen, sind die Europäische Akademie der Arbeit (EAdA) und die Academie of Labour (AoL) unter einem Dach vereint.
Das House of Labour hat den Anspruch, arbeitnehmerorientierte Lehre und Forschung in der Bildungslandschaft noch besser zu verankern und Beschäftigten auch ohne formale Hochschulzugangsberechtigung einen anspruchsvollen akademischen Abschluss zu ermöglichen. „Nachhaltigkeit im Personalmanagement und Beteiligung sind entscheidende Kriterien, um die Transformation im Sinne der Beschäftigten zu bewältigen“, erklärt Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, anlässlich der Einweihung des House of Labour. Mit dem Neubau, den die IG Metall maßgeblich finanziert hat, rücken die gewerkschaftsnahen Bildungsstätten noch näher an den Universitätsbetrieb in Frankfurt.
An der Europäischen Akademie der Arbeit können die Studierenden einen elfmonatigen Vollzeitkurs auf dem Gebiet der Arbeitsbeziehungen belegen. Das Angebot richtet sich an Beschäftigte mit abgeschlossener Berufsausbildung und mindestens zwei Jahren Berufserfahrung, die sich durch gesellschaftspolitisches Interesse und soziales Engagement auszeichnen. Das Studium qualifiziert zum Beispiel für die Arbeit bei Gewerkschaften oder Verbänden, aber auch für weiterführende Studiengänge an Fachhochschulen und Universitäten. Zudem hat die EAdA ein internationales, englischsprachiges Programm mit Hochschuleinrichtungen in Israel aufgelegt. Die EAdA hat bereits Gewerkschaftsvorsitzende, Bundes- und Landesminister und Oberbürgermeister hervorgebracht.
Das Studium kann dann an der 2015 gegründeten Academy of Labour fortgesetzt werden. Dort können Kolleginnen und Kollegen den dreijährigen berufsintegrativen Studiengang „Business Administration – Personal und Recht“ mit einem Bachelor-Abschluss und bald einen Master mit arbeitnehmerorientierter Ausrichtung erreichen. Darüber hinaus werden Zertifikatslehrgänge auf den Gebieten Arbeitsmarktökonomie und Beteiligungsmanagement sowie Seminare und Weiterbildungsmodule angeboten.
Eröffnungsveranstaltung am 2. Oktober 2019 in Frankfurt am Main. (Foto: Frank Rumpenhorst)
Mit dem House of Labour wird ein deutliches Signal in die Hochschul- und Bildungslandschaft in Deutschland gesendet. „Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretungen sind zentrale Akteure zur Gestaltung des sozialen Wandels. Die akademische Qualifikation dieser Akteure ist eine wichtige Voraussetzung, damit die Veränderungen gelingen können“, erklärt Rainer Gröbel, Vorsitzender des Kuratoriums der Europäischen Akademie der Arbeit und Geschäftsführer der Academy of Labour.
Im neuen Gebäude an der Eschersheimer Landstraße in Frankfurt können rund 800 Studierende der Europäischen Akademie der Arbeit und der Academy of Labour Platz finden. Es verfügt auf 4.070 Quadratmetern über mehr als 20 Seminarräume und Hörsäle, die auf vier der insgesamt fünf Stockwerke verteilt sind. Im Untergeschoß befindet sich die Bibliothek. Zwei Etagen werden von der Goethe-Universität Frankfurt genutzt.