... wird, ob sich die Chancen oder die Risiken der Digitalisierung durchsetzen.
Die Digitalisierung von Produkten und Dienstleitungen ist nicht nur zu einem Treiber der Gesellschaft geworden, sondern zu einem Megatrend, der auch Industrie, Produkte, Arbeit und Arbeitsbeziehungen grundlegend verändern wird. Vor hunderten Engineering- und IT-Expertinnen und Experten sagte gestern Abend Detlef Wetzel: „Für uns als IG Metall gilt: Wir werden uns nicht mit der Zuschauerrolle zufriedengeben. Wir wollen diese Entwicklung im Sinne der Menschen positiv gestalten.“ Die Gewerkschaft werde es nicht dem Gang der Industriegeschichte überlassen, ob sich die Chancen oder Risiken durchsetzen.
Damit hatte Wetzel den Gedanken hinter dem Motto „Die digitale Arbeitswelt gestalten!“ verdeutlicht, um das sich die sechste „Engineering- und IT-Tagung“ dreht. Die gestern im Frankfurter „main_forum“ eröffnete Tagung der Hans Böckler Stiftung in Zusammenarbeit mit der IG Metall hat unter anderem das Ziel, einen Diskurs zwischen Wirtschaft, Politik und der IG Metall über gute digitale Arbeit voranzutreiben. „Ist alles, was technisch möglich ist, auch gesellschaftlich sinnvoll?“, lautet eine der Fragen. Daneben tauschen die rund 400 Ingenieure und technischen Experten aus über 150 Unternehmen ab heute am zweiten Veranstaltungsort, der Adam Opel AG in Rüsselsheim, ganz praktische Gestaltungsmöglichkeiten aus, etwa zu mobiler Arbeit, Büroraumgestaltung und Crowdsourcing.
„Wirkliches Wissen“, sagte Detlef Wetzel, „über das, was da auf uns zukommt und welche Schlussfolgerungen daraus gezogen werden müssen, damit die Menschen und die Wirtschaft von dieser Entwicklung profitieren können, ist noch sehr rudimentär.“ Aus Sicht der IG Metall müsse die Rolle Deutschlands in einer weiter digitalisierten Wirtschaft als Teil einer europäischen und internationalen Arbeitsteilung erst noch besser definiert werden. Notwendig sei auch eine industriepolitische Entwicklungsstrategie für die ITK-Industrie, um Deutschland als Exportnation zu einem Leitmarkt für digitale Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln.
Die IG Metall begrüße den Beschluss der Bundesregierung zur Digitalen Agenda. Die Digitale Agenda für morgen dürfe aber nicht bei Fragen der Infrastruktur und den technologischen Voraussetzungen für den Erhalt der Konkurrenzfähigkeit stehen bleiben. Stärkere Impulse für gute Arbeit und Qualifizierung müssten her. „Eine Digitalisierungsagenda muss immer auch eine Agenda für die Zukunft der Arbeit sein“, sagte Wetzel. Dies sei die vorliegende Agenda noch nicht.
Vielmehr müsse sie mit den Sozialpartnern weiterentwickelt werden, um gemeinsam Antworten auf neue Beschäftigungsformen zu finden. Beispielsweise ein umfassender Beschäftigtendatenschutz, die Anpassung von sozialen Sicherungssystemen, Arbeitsschutzvorschriften und des Mitbestimmungsrechtes bei mobiler und digitaler Arbeit seien wichtige Punkte. Auch Investitionen in ein Bildungssystem, das lebenslanges Lernen ermöglicht, seien Voraussetzungen, damit die Menschen die vorschreitende Digitalisierung auch nutzen können.
Ulrich Schumacher, Personalvorstand und Arbeitsdirektor der Adam Opel AG sowie GM Europe Vice President Human Resources, wagte bei der Begrüßung einen Blick in die Zukunft. Unter Digitalisierung sei in der Automobilindustrie keinesfalls nur die Integration von Technik in Fahrzeugen zu verstehen. Beispielsweise die Verbindung mit einem Smartphone. Vielleicht werde auch die Probefahrt in einigen Jahren per App vereinbart und das Auto zum Kunden gebracht. Die Fahrzeughersteller müssten sich auf eine umfassende Vernetzung einstellen, um zukunftsfähig zu sein. Die Diskussion auf der sechsten „Engineering- und IT-Tagung“ wird sich mit der Frage beschäftigen, wie Chancen genutzt und eine solche Digitalisierung gleichzeitig im Sinne der Beschäftigten gestaltet werden kann.