Erich Bullmann: Stimmt, Licht brauchen die Menschen immer. Aber: Leuchte ist doch nicht Leuchte! Bei uns hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Wir haben hier mehrere Stufen der Transformation durchlaufen. Und wir stecken weiter tief im Wandel.
Trilux ist spezialisiert auf technische Leuchten. Am Standort Arnsberg produzieren wir große Industrieleuchten, Leuchten für Schulen, Büros und Industriehallen. Als ich 1990 angefangen habe, da war eine Leuchte nicht viel mehr als ein Blechkasten mit einer Lampe drin. Die Kolleginnen und Kollegen haben hier im Grunde Blech bearbeitet. Spätestens mit der Einführung von LED-Leuchten vor zwanzig Jahren hat sich das radikal geändert.
Um LED-Leuchten herzustellen, braucht man ganz andere, ganz neue Fähigkeiten und Qualifikationen. Gefragt sind nicht mehr so sehr mechanische Kenntnisse, sondern vor allem elektronisches Verständnis. Aber auch dabei bleibt es nicht. Bei unseren neuen Leuchten geht es um Lichtsteuerung, um Datentransport. Da braucht man IT-, und Softwarekenntnisse, digitale Kompetenz. Trilux steckt in einer umfassenden Transformation, unsere Branche steckt in einer umfassenden Transformation. Unsere Arbeit wandelt sich.
Ehrlich gesagt, es war pure Neugierde. Ich habe den Titel gelesen, „IG Metall vom Betrieb aus denken“. Da habe ich mich gefragt: Was hat das zu bedeuten? Dann habe ich mich mit meiner Geschäftsstelle zusammengefunkt. Und dann wusste ich: Ich will mit dabei sein.
Ja. Vertrauensleutearbeit existierte bei uns bislang nur auf dem Papier. Sie wurde aber nicht gelebt. Das ist aber elementar wichtig. Unsere Vertrauensleute müssen sichtbar sein. Wir wollen den Kolleginnen und Kollegen zeigen: Die IG Metall, das ist nicht der Vorstand in Frankfurt. Die IG Metall – das sind in erster Linie ihre Mitglieder. Und das sind Kolleginnen und Kollegen im Betrieb. Menschen, die ich ansprechen kann, die greifbar sind.
Ja, wir besuchen die so genannten „Zukunftsreihen“. Die bestehen aus einzelnen Modulen. Theoretische Seminarblöcke und Praxisphasen im Betrieb wechseln sich ab. Das ist genial, weil es einem ermöglicht, das, was man im Seminar gelernt hat, gleich im Betrieb umzusetzen. Die Erfahrungen, die man dabei macht, die bringt man dann wiederum in die nächste Theorieeinheit zum Bildungszentrum mit. Dort hat man den Raum, um gemeinsam über die Projekte zu sprechen. Über das, was gerade gut läuft. Aber auch über das, was nicht so gut läuft.
Wir sind mittendrin. Wir haben eine tolle Plakataktion gemacht, mit denen wir die Beschäftigten neugierig gemacht haben. Wir haben Postkarten zu den Beschäftigten geschickt. Wir erreichen diese auch im Homeoffice. Gewerkschaftsarbeit geht auch im Lockdown.
Ich habe kein Patentrezept, ich glaube, niemand hat das. Es ist wichtig, dass wir voneinander lernen, dass wir uns viel stärker als bislang vernetzen und austauschen. Mir ist vor allem wichtig, dass meine Kolleginnen und Kollegen im Betrieb die IG Metall wieder mehr als Summe aller Mitglieder sehen. Als nahbare Menschen. Nicht als abstrakte Organisation.
Ich glaube, wir müssen uns immer aufs Neue bewusst machen: Wir sind eine tolle Gemeinschaft. Wir sind eine starke Organisation. Das sieht man jetzt ja wieder in der Tarifbewegung: Wir stehen zusammen, und zusammen sind wir stark. Ich habe aber manchmal das Gefühl, dass unsere gute Arbeit nicht genug sichtbar ist.
Vielleicht müssen wir verstärkter digitale Kommunikationsmittel einsetzen und mit neuen Ansprachekonzepten experimentieren. Ich finde es auch wichtig, dass wir gesellschaftspolitisch sichtbar bleiben. Niemals vergessen dürfen wir aber, dass es der direkte, unmittelbare Kontakt zum Kollegen, zur Kollegin ist, der am Ende zählt.