Deutschland muss auf dem Weg zum Leitmarkt und Leitanbieter für die Mobilität der Zukunft die Beschäftigten im Blick behalten. Das ist eine der zentralen Empfehlungen, die jetzt die Nationale Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) der Bunderegierung ausgesprochen hat. Dazu fordern die Experten eine industrie- und arbeitsmarktpolitische Flankierung des technologischen Umstiegs, der beim Wechsel zu alternativen Antrieben sowie bei der Digitalisierung und Automatisierung von Fahrzeugen und Produktion nötig wird.
Die Herausforderung: Infolge nationaler und europäischer Klimaschutzmaßnahmen wird sich die Elektrifizierung der Mobilität voraussichtlich schneller vollziehen als in bisherigen Studien angenommen. Neue Berechnungen zeigen, dass erhebliche Auswirkungen auf die Beschäftigungsstrukturen zu erwarten sind.
Die NPM-Experten sprechen sich deshalb dafür aus, die Qualifizierung der Beschäftigten für die zukünftig benötigten Fähigkeiten massiv auszubauen. Unternehmen müssen besser befähigt werden, den Strukturwandel in ihren Branchen frühzeitig zu erkennen und darauf mit einer strategischen Personalplanung zu reagieren. Hierzu will die Plattform ein Analyse- und Planungstool für Unternehmen entwickeln.
Die NPM schlägt außerdem vor, in stark vom Umbruch betroffenen Regionen alle wichtigen Akteure wie Unternehmen, Bundesagentur für Arbeit, Gewerkschaften, IHKs, Weiterbildungsträger in regionalen Transformationsgesellschaften an einen Tisch zu bringen. Qualifizierung könnte dann in regionalen „Kompetenz-Hubs“ organisiert werden, wo das Wissen über zukünftige Bedarfe und Best Practices aus den Unternehmen einfließen können.
Zur Förderung der Maßnahmen forderte der Erste Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, der eine Arbeitsgruppe der Plattform leitet, das Qualifizierungschancengesetz anzupassen und von bürokratischen Hürden zu befreien. Außerdem sollte es besser ermöglicht werden, Kurzarbeit mit Qualifizierung zu verbinden. Das Kurzarbeitergeld sollte dazu auch Unternehmen offenstehen, die in strukturellen Umbrüchen stecken.
Das Expertengremium betonte, dass die Erfolgsbilanz und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Automobilwirtschaft stark davon abhänge, ob Module und Komponenten für die neuen Antriebskonzepte zukünftig in Europa gefertigt werden. So fordert die Nationale Plattform Zukunft der Mobilität, dass eine Batteriezellfertigung von deutschen oder europäischen Unternehmen in Europa aufgebaut wird, die den Bedarf der Automobilindustrie auch bei steigender Nachfrage sicherstellen kann und die Abhängigkeit von Zellimporten verringert.
Im Bereich Leistungselektronik sehen die Experten es als erforderlich, Softwarekompetenzen und systemübergreifendes Wissen für integrierte Systemtechnik und -lösungen auszubauen, um Defizite aufzuholen und Marktanteile zurückzugewinnen. In beiden Bereichen brauche es zudem Forschung und Entwicklung zur Skalierung der Produktion im großindustriellen Maßstab und für disruptive Technologien, damit sich die deutsche Industrie zukünftig von internationalen Wettbewerbern abheben kann.
Die NPM wurde von der Bundesregierung im September 2018 eingesetzt. Ihre Aufgabe ist es, zukunftsweisende Konzepte und Handlungsempfehlungen zu entwickeln, um auch künftig wettbewerbsfähige Unternehmen und Arbeitsplätze in Deutschland zu erhalten. Die in der NPM mitwirkenden rund 240 Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Verbänden und Zivilgesellschaft vereinen ihr Expertenwissen, um ein zukunftsweisendes und innovatives Mobilitätssystem zu skizzieren, das tragfähig, bezahlbar, bedarfsgerecht, klimafreundlich und nachhaltig ist. Auch die IG Metall ist hier vertreten: Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, leitet bei der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität die Arbeitsgruppe „Sicherung des Mobilitäts- und Produktionsstandortes, Batteriezellenproduktion, Rohstoffe und Recycling und Qualifizierung.