In der Fabrik 4.0 arbeiten Beschäftigte vernetzt mit kollaborativen Robotern (ohne Schutzgitter), Montageassistenzsystemen und automatisierter Produktionssteuerung. Wie sehen die technischen Möglichkeiten der Echtzeitvernetzung von Produktionsprozessen und Assistenzsystemen in Montage, Instandhaltung und Logistik aus? Und was ist die Rolle des Menschen in der über Manufacturing Execution Systems (MES) gesteuerten digitalen Produktion? Ist er nur ein Rädchen im System? Oder bleibt er doch am Hebel? Wie können Interessenvertretungen und Gewerkschaften die Arbeit 4.0 so gestalten, dass sie qualifiziert und gut bezahlt bleibt? Darüber sprachen rund 90 Vertrauensleute und Betriebsräte beim Praxiswissenschaftsdialog im Rahmen der IG Metall-Projekte „Arbeit und Innovation“, den das Ressort Vertrauensleute und Betriebspolitik gemeinsam mit dem Ressort Zukunft der Arbeit ausgerichtet haben.
MES werden bereits seit längerem genutzt, um Produktionsaufträge und die dafür nötigen Ressourcen wie Fachkräfte, Maschinen und Bauteile zu planen. Die Steuerung übernahmen bislang menschliche Fertigungsplaner. Neu ist, dass die Maschinen in Echtzeit den Status der Produktionsaufträge melden ― und dass erste Arbeitgeber nun versuchen, mit Hilfe von MES die Steuerung der Produktion zu automatisieren. Dadurch würde hochwertige Facharbeit wegfallen.
Um qualifizierte Arbeit auch in der digitalen Fabrik der Zukunft zu erhalten, arbeiten hunderte Betriebsräte und Vertrauensleute in den IG Metall-Projekten „Arbeit und Innovation“ an Lösungen zur Gestaltung von Arbeit und Technik und zur Qualifizierung der Beschäftigten. Bis Ende 2018 durchlaufen die Vertrauensleute und Betriebsräte einjährige Qualifizierungsreihen und arbeiten an Projekten in ihren Betrieben.
„Der Betriebsrat muss sich immer häufiger mit Themen aus der Digitalisierung beschäftigen. Zum einem möchte man MES implementieren, auf der anderen Seite wird auf neue Robotertechnik gesetzt. Das Unternehmen investiert Millionen in die Modernisierung unseres Standortes“, erklärt Paul Klement, Betriebsrat beim Gabelstaplerhersteller Linde Material Handling in Aschaffenburg. „Diesen Prozess wollen wir als Betriebsrat begleiten und mitgestalten. Deshalb nehmen wir auch am Ausbildungsgang von Arbeit und Innovation teil. Der Praxiswissenschaftsdialog war zum Austausch genial. Die IG Metall hat da ein Riesen-Netzwerk aufgebaut.“