18. August 2021
Konzertierte Aktion Mobilität
Zukunftsfonds für die Autoindustrie
Auf Drängen der IG Metall hat die Bundesregierung einen „Zukunftsfonds Automobil“ mit einem Volumen von einer Milliarde Euro ins Leben gerufen. Mit einem umfangreichen Förderpaket soll der Wandel der deutschen Automobilindustrie begleitet werden. Heute wurde der Abschlussbericht übergeben.

Die deutsche Automobilindustrie befindet sich in einer umfassenden Transformation, die die Unternehmen, betroffene Regionen und Beschäftigte vor große Herausforderungen stellt. Fortschreitende Digitalisierung von Produkten und Produktion, vor allem aber die Vorgaben des Klimaschutzes sind Treiber eines tiefgreifenden Strukturwandels. Klar ist: Die Automobilindustrie wird sich der aufkommenden Herausforderung stellen. Allein in den kommenden fünf Jahren investiert sie über 150 Milliarden Euro in die Transformation.

Klar ist allerdings auch: Der aus der eingeleiteten Verkehrswende resultierende Strukturwandel birgt erhebliche Risiken für die Beschäftigung in der Automobilindustrie – denn mit den neuen Technologien und Produkten ändern sich zugleich die Produktionsstrukturen und -prozesse sowie die Qualifikationsanforderungen zum Teil grundlegend. Dazu kommt: Die Elektrifizierung im Mobilitätssektor kann einen deutlichen Beschäftigungsabbau zur Folge haben.

Die Politik muss diesen Strukturwandel aktiv begleiten – vor allem für kleine und mittlere Unternehmen, Zulieferer in der zweiten und dritten Reihe der Wertschöpfungskette, die heute noch häufig am Verbrenner hängen.


Empfehlungen des Expertenausschusses

Auf Drängen der IG Metall hat die Politik deshalb einen „Zukunftsfonds Automobil“ mit einem Volumen von insgesamt einer Milliarde Euro ins Leben gerufen. Die Vorstellung und Übergabe des Berichts mit den Empfehlungen des Expertenausschusses an Bundeskanzlerin Angela Merkel erfolgte jetzt im Rahmen eines Treffens der „Konzertierten Aktion Mobilität“ (KAM). Neben der IG Metall sind in der KAM Mitglieder der Koalition, Ministerpräsidenten aus ausgewählten Bundesländern sowie Vertreter der Automobilwirtschaft sowie der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) eingebunden.

„Die Konzertierte Aktion Mobilität kann eine durchaus erfolgreiche Zwischenbilanz ziehen. Die Umsetzung der im Konjunkturpaket und durch die KAM beschlossenen Maßnahmen hat begonnen, hier muss nun ordentlich Fahrt aufgenommen werden“, sagt Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall. „Unübersehbar sind aber auch weiter bestehende Defizite, wie etwa der schleppende Ausbau der Ladeinfrastruktur. Auch sind die neuen europäischen Klimaziele eine zusätzliche Herausforderung. Daher ist die Arbeit der KAM hier und jetzt längst nicht beendet. Der heute vorgelegte Abschlussbericht der Expertenkommission zum Zukunftsfonds Automobil beinhaltet wichtige Vorschläge. Darunter auf Drängen der IG Metall auch die Unterstützung regionaler Transformationsnetzwerke. Aus Sicht der Beschäftigten entscheidet sich in den Regionen, ob die Transformation gelingt oder zu Arbeitsplatz- und Wohlstandsverlusten führt. Es braucht daher eine effektive regionale Industrie- und Strukturpolitik. Das Konzept regionaler Transformationsnetzwerke im Rahmen des Zukunftsfonds Automobil muss nun schnell und nachhaltig umgesetzt werden. Die ersten Regionen stehen bereit - unter anderem das Saarland, Süd-Westfalen und Süd-Ost-Niedersachsen, weitere folgen.“


Umfangreiches Förderpaket ausgearbeitet

Die ausgearbeiteten Förderempfehlungen des Zukunftsfonds umfassen drei Säulen: Zum einen geht es um eine konsequente „Digitalisierung in der Automobilindustrie.“ In diesem Paket sind unter anderem Förderungen von Halbleiterarchitekturen, KI-basierten Komponenten, digitalen Zwillingen und Betriebssystemen versammelt. In einer zweiten Säule sind Förderungen aufgelistet, die eine nachhaltige „Stärkung der Wertschöpfungsketten der Mobilität der Zukunft“ zum Ziel haben. Hier sollen beispielsweise ein Produktionsforschungsnetzwerk für innovative, industrielle Produktionsmethoden in der Wertschöpfungskette von Brennstoffzellen oder Verfahren und Anlagen zur kreislauffähigen Produktion gefördert werden. Das dritte Paket des Zukunftsfonds umfasst die Förderung regionaler Innovations- und Transformationscluster.


Innovations- und Transformationscluster stärken

Mit den regionalen Transformationsnetzwerken wird eine zentrale Forderung der IG Metall umgesetzt: Die Gestaltung der Transformation in der deutschen Automobil- und Zulieferindustrie entscheidet sich in den Regionen. Das bisher vorhandene Instrumentarium reicht dafür nicht aus. Nötig sind passgenaue regionalpolitische Instrumente, damit die Transformation in den besonders betroffenen Regionen gelingen kann. Hier setzt die aktuelle Förderbekanntmachung an.

Gemeinsam mit den relevanten Akteuren vor Ort entwickeln die regionalen Transformations-Netzwerke Transformationsstrategien für die jeweilige Region und koordinieren deren Umsetzung, indem sie fachspezifisches Wissen und regionalwirtschaftliches Wissen miteinander verknüpfen. Das Instrument zielt auf eine strategische Weiterentwicklung von Regionen, die heute stark am Fahrzeugbau hängen. Damit sollen regionale Transformationsprozesse unterstützt werden, um die wirtschaftliche Leistungs- und Wandlungsfähigkeit einer Region zu erhalten und langfristig zu stärken. Das Ziel ist eine zukunftsfähige Wirtschaftsstruktur.


Vernetzen und qualifizieren

Die regionalen Transformations-Netzwerke können informieren, Studien zu regionalen Wirtschaftsstrukturen und regionalen Entwicklungsperspektiven konzipieren, vernetzen und qualifizieren. Öffentliche oder nicht gewinnorientiert arbeitende Einrichtungen wie Hochschulen, Gewerkschaften oder Vereine können Förderanträge stellen. Bestehende Strukturen, Initiativen und Cluster sollen dabei, soweit förderrechtlich zulässig, genutzt und eingebunden werden. Insgesamt stellt der Bund bis zu 200 Millionen Euro für die regionalen Transformations-Netzwerke bereit.


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