Frankfurt am Main – In Betrieben der Metall- und Elektroindustrie mit Tarifvertrag verdienen Frauen knapp 11 Euro in der Stunde mehr als Frauen, die nicht von Tarifverträgen profitieren. Die Entgeltlücke zwischen Männern und Frauen fällt damit 9 Prozentpunkte geringer aus als in Unternehmen ohne Tarifvertrag. Das ergibt eine Analyse der Gewerkschaft mit aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts zum Internationalen Frauentag am 8. März.
„Tarifverträge sind ein Garant für Gleichstellung, denn sie bringen die Entgeltlücke nachweislich zum Schrumpfen“, fordert Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall. Das kann positive Effekte auf die Erwerbsbeteiligung von Frauen haben und so einem der drängendsten Probleme der aktuellen Arbeitswelt Abhilfe schaffen: „Das sind zwei F-Worte, die man immer aussprechen sollte: Fachkräftemangel und Frauen. Wer Fachkräfte will, kann auf Frauen nicht verzichten!“
Zum Vergleich: Über die gesamte Gesellschaft hinweg haben Frauen ein um 18 Prozent geringeres Einkommen als Männer. Doch selbst bei gleicher Qualifikation und Tätigkeit beträgt der sogenannte Gender Pay Gap noch 7 Prozent.
Tarifverträge verringern der IG Metall zufolge nicht nur die Entgeltlücke, sondern befördern auch die Erwerbsbeteiligung von Frauen mit Blick auf Voll- und Teilzeitquoten. So arbeiten weibliche Beschäftigte in den Branchen der IG Metall laut Zahlen der Bundesagentur für Arbeit relativ häufiger in Vollzeit als in der Gesamtwirtschaft. So stieg hier die Zahl der vollzeitbeschäftigten Frauen zwischen 2013 und 2022 um die Hälfte stärker an als in der übrigen Wirtschaft: um 9,3 Prozent statt 6,6 Prozent.
„Wir sind erfolgreich darin, Arbeitsbedingungen durch Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen zu schaffen, die es Frauen ermöglichen in Vollzeit oder vollzeitnah zu arbeiten. Deshalb ist in unserem Organisationsbereich die Vollzeitbeschäftigung von Frauen stärker angestiegen als in der Gesamtwirtschaft“, begründet Christiane Benner diese Entwicklung. „Das ist gut! Aber für echte Vereinbarkeit braucht es Modelle, die es erlauben, Beruf und Familie zu vereinen.“
Es wäre ein Fehlschluss anzunehmen, dass vor allem Frauen dauerhaft in Teilzeit bleiben wollen. Viele von ihnen würden ihre Arbeitszeit gerne anheben. Dafür fordert die Gewerkschaft flexible Arbeitszeitarrangements, die Männer und Frauen eine partnerschaftliche Work-Life-Balance ermöglichen. Benner: „Wer mehr Frauen will, kann auf Gewerkschaft, Mitbestimmung und Tarifverträge nicht verzichten.“
Mitbestimmung und der hohe gewerkschaftliche Organisationsgrad (Anteil von Gewerkschaftsmitgliedern in der Belegschaft) spielen die entscheidende Rolle dafür, dass die Metall- und Elektroindustrie eine so vorbildhafte Position einnehmen kann. Die Betriebsratswahlen 2022 haben den Frauenanteil in den Gremien noch einmal erhöht. Mitbestimmung bedeutet mehr Gleichstellung – und muss auch deshalb gefördert und ausgebaut werden.
Weitere Informationen:
Eine Sonderauswertung von Zahlen der Bundesagentur für Arbeit für den Organisationsbereich der IG Metall (Juni 2013 – Juni 2022) zeigt:
Anstieg der Teilzeitbeschäftigten:
Organisationsbereich der IG Metall: Frauen + 29,9%, Männer + 70,8%
Gesamtwirtschaft: Frauen + 30,5 %, Männer + 70,0%
Anstieg der Vollzeitbeschäftigten:
Organisationsbereich der IG Metall: Frauen + 9,3%, Männer + 6,0%
Gesamtwirtschaft: Frauen + 6,6 %, Männer + 11 %
Teilzeitbeschäftigung:
Anteil von Frauen in Teilzeit im Organisationsbereich der IG Metall: 31%
Anteil von Frauen in Teilzeit in der Gesamtwirtschaft: 49,6%
Anteil von Männern in Teilzeit im Organisationsbereich der IG Metall: 4,7%
Anteil von Männern in Teilzeit in der Gesamtwirtschaft: 12,6%
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