29. Juni 2022
Pressemitteilung
Energiewende scheitert ohne gute Arbeit im Handwerk
Zwei von drei Beschäftigten kehren der Branche den Rücken +++ IG Metall fordert Halte- und Rückholkampagne mit besseren Arbeitsbedingungen +++ Wärmepumpen-Gipfel: Brauchen aktive Industriepolitik

Berlin/Frankfurt am Main – Die IG Metall verlangt von den Handwerksunternehmen bessere Arbeitsbedingungen, um die Klimaziele der Bundesregierung nicht zu gefährden. Anlässlich des „Wärmepumpen-Gipfels“ von Bundeswirtschafts- und Bundesbauministerium fordert die Gewerkschaft mehr Wertschätzung für die Beschäftigten, damit Fachkräfte der Branche nicht weiter den Rücken kehren.
 

Bessere Arbeitsbedingungen gegen Fachkräftemangel


„Zwei Drittel der jungen gut ausgebildeten Beschäftigten im Handwerk wandern in andere Branchen ab“, sagte Ralf Kutzner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall. Allein das Elektro- und das Sanitär-Heizungs-Klima-Handwerk verlieren so von jedem Ausbildungsjahrgang über 18.000 Fachkräfte, unter anderen an die Industrie. „Das Handwerk ist stolz darauf ‚Ausbilder der Nation‘ zu sein. Besser wäre jedoch, Ausbilder für das Handwerk zu sein“, sagte Kutzner.

Die IG Metall fordert deshalb von den Unternehmen, mit dem Thema guter Arbeit eine massive Halte- und Rückholkampagne für Beschäftigte zu starten. Das sei eine entscheidende Voraussetzung, um das Ziel von jährlich 500.000 zu installierenden Wärmepumpen erreichen zu können. „Das Handwerk und seine Kunden brauchen ausreichend und gut qualifizierte Fachkräfte. Und Fachkräfte brauchen attraktive Arbeitsbedingungen“, forderte Kutzner. Beschäftigte erwarteten Tarifverträge und damit gute Regelungen bei Arbeitszeiten, Entgelten und Weiterbildung. Stattdessen schreckten häufig etwa Sechs-Tage-Wochen, fehlende oder mangelhafte Altersvorsorge sowie weite, unbezahlte Anfahrten Fachkräfte ab.
 

Wärmepumpenoffensive erfordert voll ausgebildete Fachkräfte


Forderungen einzelner Unternehmen aus der Heizungsindustrie nach einer Schmalspurausbildung zur Behebung des Fachkräftemangels erteilt die IG Metall eine klare Absage: „Für qualifizierte Installationen brauchen wir kein billiges Ex und Hopp, sondern eine attraktive starke und nachhaltige Fachkräftevollausbildung statt Deregulierung. Gerade der Einbau von Wärmepumpen ist sehr komplex und erfordert neben der Berufsausbildung auch Erfahrungswissen und zusätzliche Qualifikation“, sagte Kutzner.
 

Von der Bundesregierung erwartet die IG Metall bei der Wärmepumpenoffensive einen geweiteten Blick. Ralf Kutzner: „Über das Fachkräfteproblem hinaus brauchen wir eine aktive Industriepolitik für die Produktion von Wärmepumpen in Deutschland sowie einen Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung.“


IG Metall Vorstand
Walther Schneeweiß
Pressesprecher

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