Berlin – Die IG Metall sieht in der Angleichung von Einkommen und Arbeitszeit in den neuen Bundesländern weiterhin ein wichtiges Ziel. „Ein gutes Viertel Jahrhundert nach der Wiedervereinigung sind die Lebens- und Arbeitsverhältnisse zwischen Ost und West immer noch nicht vollständig angeglichen“, sagte Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, am Dienstag in Berlin vor 150 Betriebsräten aus ostdeutschen Betrieben. Die Folge von Tarifflucht und der hohe Anteil an prekärer Beschäftigung seien die Ursache für die noch immer bestehenden Einkommensunterschiede zwischen Ost und West. „Deshalb liegt unsere zentrale Aufgabe darin, die Tarifbindung zu erhöhen und die betriebliche Mitbestimmung zu stärken“, sagte Hofmann.
Die IG Metall habe in den vergangenen Monaten in über 60 Betrieben erstmals Tarifverträge durchgesetzt. „Das sind jetzt schon knapp 13.000 Beschäftigte mehr, die nicht mehr beim Chef betteln müssen, sondern auf tarifliche Ansprüche setzen können“, sagte Hofmann. Diese Entwicklung zeige, dass selbstbewusste und gut organisierte Belegschaften der Garant für mehr Durchsetzungskraft seien.
Der IG Metall-Vorsitzende forderte zudem eine neue Arbeitszeitkultur. Neben der Angleichung der Arbeitszeit von Ost und West bräuchten die Menschen mehr Möglichkeiten, selbst nach ihren Bedürfnissen ihre Arbeitszeiten zu gestalten. „Heute geht es darum, einem Regime, das nur die Bedürfnisse des Betriebs kennt, Arbeitszeitmodelle entgegenzustellen, die die Bedürfnisse der Menschen mehr berücksichtigen“, sagte Hofmann. „Ständig erhöhter Leistungsdruck und ausufernde Arbeitszeiten bedrohen die Gesundheit. Und sie stehen gegen eine bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Leben.“
Darüber hinaus wies Wolfgang Lemb, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, darauf hin, dass die Stärkung der demokratischen Kultur zu den großen Herausforderungen gehöre. „Die jüngsten Wahlergebnisse in Mecklenburg-Vorpommern zeigen, 21 Prozent der wählenden Gewerkschaftsmitglieder haben ihr Kreuz bei der AfD gemacht. Das muss also nicht nur der Politik, sondern für uns alle Warnung und Handlungsauftrag sein, den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft zu erhalten und – wo nötig – wieder auszubauen.“
Wichtig sei, die Diskussion im Betrieb mit allen Beschäftigten zu führen. „Dort müssen wir rechtspopulistischen und fremdenfeindlichen Äußerungen und Meinungen deutlich entgegentreten und gleichzeitig den Dialog suchen“, sagte Lemb.