Lübeck – „Sichere Arbeit, stabiles Einkommen, Chance auf berufliche Entwicklung und gesund in die Rente: das sind die Herausforderungen im Alltag, für die die Beschäftigten Lösungen erwarten“, hat Jörg Hofmann, Zweiter Vorsitzende der IG Metall, das Motto zum 1. Mai „Die Arbeit der Zukunft gestalten wir“ zusammengefasst. Erwerbstätigkeit sei nach wie vor zentraler Dreh- und Angelpunkt dieser Gesellschaft. Ausufernde Arbeitszeiten, die Ausweitung von Schichtarbeit, der Verfall von Arbeitszeit führten zu steigenden Belastungen und Leistungsdruck der Beschäftigten. „Es ist unerträglich, dass Arbeitszeit einfach verfällt oder gekappt wird. Die Anerkennung des Werts der Arbeit beginnt damit, dass sie erfasst und vergütet wird“, sagte Hofmann.
Das gelte gerade für die, die ganz unten in der Einkommensskala rangierten und jetzt endlich den Anspruch auf einen Mindestlohn hätten. Von der Einführung des Mindestlohnes profitierten 3,7 Millionen Beschäftigte, die bisher mit Dumpinglöhnen von weniger als 8,50 Euro pro Stunde abgespeist wurden. „Damit können mehr Menschen von ihrer Hände Arbeit leben und sind nicht mehr auf weitere Unterstützung angewiesen“, sagte Hofmann. Die Attacken der Arbeitgeber gegen die Dokumentationspflichten seien der durchsichtige Versuch, unter dem Vorwand der Bürokratie Schutzzäune aufzubauen, um Arbeitnehmer weiterhin um ihren gerechten Lohn zu betrügen. „Es ist zum Fremdschämen, was hier Arbeitgeberverbandsvertreter zum Besten geben.“
Sachliche Einwände, wie etwa Abgrenzungsprobleme im Ehrenamt, könnten doch erkennbar gelöst werden. Er forderte die Bundesregierung auf, „endlich die Finanzkontrolle Schwarzarbeit personell so aufzustocken, dass wirksame Kontrollen möglich sind.“
Für Wertschätzung von Arbeit sei eine anständige Bezahlung selbstverständlich. Eine aktive Tarifpolitik trage zur Gestaltung der modernen Arbeitswelt bei. „Mit guten Tarifabschlüssen werden die Beschäftigten fair am wirtschaftlichen Erfolg beteiligt“, sagte der Gewerkschafter. Damit werde ein Beitrag zu mehr Verteilungsgerechtigkeit in der Gesellschaft geleistet. „Gute Arbeit und gute Bezahlung gibt es nur mit Tarifverträgen.“ Dazu gehöre auch eine tarifvertraglich abgesicherte Arbeitszeit, die sich an den Lebensphasen der Menschen orientiere. Er verwies auf seinen Vorschlag, die Arbeitszeit für Kinderbetreuung, Weiterbildung oder die Versorgung familiärer Pflegefälle verkürzen zu können. „Die Politik kann mit der Befreiung von Lohnausgleichszahlungen von Steuern und Abgaben den notwendigen Rahmen setzen“, sagte der Gewerkschafter.
Hofmann forderte die Bundesregierung auf, die noch ausstehenden Arbeitsmarktkorrekturen bei Werkverträgen und Leiharbeit umzusetzen. Er wies darauf hin, dass die eingeforderten Korrekturen Bestandteil der Koalitionsvereinbarungen seien. Dazu gehöre auch, dass die Betriebsräte ein Informationsrecht bekämen. „Der Missbrauch von Werkverträgen muss endgültig unterbunden werden“, sagte der Gewerkschafter.
„Die Arbeit der Zukunft gestalten wir“, das bedeute, den Wandel der Arbeit vor dem Hintergrund der aktuellen Trends und Megatrends zu erkennen und für und mit den Beschäftigten zu gestalten. Er forderte eine neue Humanisierungspolitik, um die Chancen der Digitalisierung der Arbeitswelt zu nutzen. „Bildung und Qualifizierung sind dabei Schlüsselfragen. Wir haben in der letzten Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie mit der tariflichen Bildungsteilzeit eine erste Antwort darauf gegeben, wie Weiterbildung künftig auch aussehen kann“, sagte Hofmann.