Frankfurt am Main – Die IG Metall hat gemeinsam mit mehreren internationalen Organisationen Anforderungen an sozial nachhaltige Arbeitsbedingungen auf digitalen Plattformen vereinbart. Grundlage ist ein von der IG Metall im April 2016 initiiertes erstes länderübergreifendes Treffen von Akteuren, die zu plattformbasierten Arbeiten aktiv sind oder dazu forschen. Unterzeichner der „Frankfurter Erklärung zu plattformbasierter Arbeit“ („Frankfurt Paper on platform-based work“) sind neben der IG Metall der österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB), sowie die dortige Kammer für Angestellte und Arbeiter, die dänische Gewerkschaft der Vertriebs- und Büroangestellten HK, die schwedische Angestelltengewerkschaft Unionen sowie die US-amerikanische Service Employees International Union und die International Brotherhood of Teamsters – Local 117. „Mit der Frankfurter Erklärung ist es erstmals gelungen, viele internationale Beteiligte an einen Tisch zu bekommen und der Vielfalt und Differenziertheit der Plattformlandschaft Rechnung zu tragen. Die IG Metall ist auch im Internet-Zeitalter eine kompetente Gestalterin von ,guter Arbeit’“, sagte Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, am Mittwoch in Frankfurt.
Die Digitalisierung ermögliche eine überregionale Auftragsvergabe. Viele Plattformen operieren international und es bestehe die Gefahr des Unterbietungswettbewerbs. „Globale Herausforderungen benötigen globale Antworten, deshalb vernetzen wir uns international. Es muss möglich sein, die Chancen der Digitalisierung und neuer Arbeitsformen auf digitalen Plattformen nutzen zu können, ohne dabei alles über Bord zu werfen, was in der Vergangenheit zum Schutz und zur Absicherung von Beschäftigten erreicht worden ist“, betonte die Gewerkschafterin. Die Unterzeichner der Erklärung verständigten sich auf folgende Mindeststandards für Beschäftigte auf Plattformen, sogenannte Crowdworker: Zum Lebensunterhalt müsse eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 35 bis 40 Stunden reichen. Neben einem Mindesteinkommen müssen ein bezahlbarer Zugang zum Gesundheitswesen, die Integration in die sozialen Sicherungssysteme, sowie eine Entschädigung für arbeitsbedingte Erkrankungen und Arbeitsunfälle gewährleistet sein. Außerdem müsse Crowdworkern Rechtsschutz gegen Diskriminierung, Misshandlung und unrechtmäßige Kündigung gewährt werden, sowie das Recht, sich gewerkschaftlich zu organisieren.
Die gemeinsame Erklärung sei als Empfehlungsrahmen für Plattformbetreiber, Kunden, politische Entscheidungsträger, Forscher und weitere Akteure gedacht. „Wir brauchen einen Mix aus Selbstverpflichtungen, gesetzlichen und tariflichen Regelungen“, sagte Benner. Zugleich sei es ein wichtiges Signal an Politik und Öffentlichkeit, dass Gewerkschaften und Wissenschaften als kompetente Akteure bereits im Anfangsstadium der Plattformökonomie international zusammenarbeiten, um die Arbeitsbedingungen auf Internetplattformen zu verbessern.
Hinweis für Journalisten:
Um mehr Informationen und Transparenz für Beschäftigte auf Plattformen zu schaffen, hat die IG Metall am 1. Mai 2015 die Internetseite „faircrowdwork.org“ (http://www.faircrowdwork.org) freigeschaltet. Dort können sich Crowdworker beraten lassen, vernetzen und ihre Auftraggeber bewerten. Seit Anfang 2016 können Solo-Selbstständige Mitglied der IG Metall werden.
zur Frankfurter Erklärung in englischer Fassung