Frankfurt am Main – Anlässlich ihrer 21. Bundeshandwerkskonferenz fordert die IG Metall, das Handwerk als Berufszweig attraktiver zu machen. „Das Handwerk muss für junge Menschen attraktiver werden. Das geht nur mit guten Arbeitsbedingungen. Dazu gehört eine stärkere Tarifbindung ebenso wie attraktivere Aus- und Weiterbildungsangebote“, sagte Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, am Samstag in Frankfurt.
Von den jungen Gesellinnen und Gesellen bleiben in den Metall- und Elektrohandwerken lediglich 33 Prozent in den Betrieben. 35 Prozent gehen direkt in die Industrie. Einen Grund sieht der IG Metall-Vorsitzende darin, dass viele Gewerke keinen Tarifvertrag haben und schlechte Arbeitsbedingungen bieten. Um das Handwerk für Beschäftige attraktiver zu machen, forderte Hofmann ein klares Bekenntnis aller Akteure zur Tarifautonomie. „Es genügt nicht, dass sich der Dachverband zur Tarifautonomie bekennt, wenn gleichzeitig viele Landesfürsten schlechte Arbeitsbedingungen organisieren. So kann Fachkräftesicherung nicht gelingen. Die IG Metall stellt sich der Verantwortung für das Handwerk, aber sie braucht auch starke Partner auf der Arbeitgeberseite“, erklärte der Gewerkschafter.
Durch die Digitalisierung werden sich für das Handwerk Geschäftsfelder und Arbeitsinhalte verändern. Das enthält Chancen, aber auch Risiken. „Ein Viertel der Handwerksbetriebe hat Existenzängste. Deshalb brauchen wir mehr Mitbestimmung, denn über Betriebsräte und Tarifverträge können wir die anstehenden Veränderungen gestalten“, sagte Ralf Kutzner, für Handwerk zuständiges geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall. „Die Betriebe müssen weiter sensibilisiert und fachlich unterstützt werden. Zugleich müssen neue Qualifikationen in den Berufsbildern verankert und die Beschäftigten umfassend weiterqualifiziert werden.“ Die IG Metall und der Zentralverband des Deutschen Handwerks haben sich in einer Erklärung verpflichtet, die Herausforderungen durch die Digitalisierung und Innovationen gemeinsam zu meistern, sagte Kutzner.
Kritik übte Kutzner an dem von der EU geplanten Dienstleistungspaket. Mit diesen Richtlinien werde durch die Hintertür das Herkunftslandprinzip eingeführt. Deutsche Behörden könnten dann nicht mehr kontrollieren, zu welchen Standards Dienstleister in Deutschland ihre Dienste anbieten, kritisierte Kutzner. „Das wird auf den Baustellen Dumping Tür und Tor öffnen. Zugleich wird durch geplante Eingriffe in die nationale Souveränität im Bereich der reglementierten Meisterausbildung die Innovationsfähigkeit des Handwerks gefährdet, die für wichtige Zukunftsprojekte wie beispielsweise die Energie- und Verkehrswende gebraucht wird.“
Anlässlich der Handwerkskonferenz der IG Metall diskutieren Brigitte Zypries, Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, und Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), sowie Jörg Hofmann vor rund 150 Betriebsräten und Vertretern aus der Branche über die Zukunftsperspektiven des Handwerks.