Frankfurt am Main/Köln – Im Tarifkonflikt in der Metall- und Elektroindustrie haben sich nach Ende der Friedenspflicht bereits knapp 70.000 Beschäftigte aus fast 300 Betrieben an ersten Warnstreiks und Aktionen beteiligt. Damit wollen die Beschäftigten ihrer Forderung nach 5,5 Prozent mehr Geld sowie Regelungen zur Alters- und Bildungsteilzeit Nachdruck verleihen und gegen das unzureichende Angebot der Arbeitgeber protestieren. „Die große Beteiligung der Belegschaften am bundesweiten Warnstreikauftakt zeigt, was sie vom Arbeitgeberangebot halten: Das ist kein verhandelbares Angebot. Die IG Metall will die Zukunftschancen für die Beschäftigten durch faire Bildungs- und Altersteilzeitregelungen. Was uns bislang angeboten wurde, ist verantwortungslos. Wir erwarten einen Vorschlag, der ein gutes Ergebnis zu allen drei Bestandteilen des Forderungspakets ermöglicht“, sagte Jörg Hofmann, Zweiter Vorsitzender der IG Metall, am Donnerstag auf einer Kundgebung vor den Ford-Werken in Köln. Hofmann kündigte auch für die kommenden Tage massive bundesweite Warnstreiks an.
Der Schwerpunkt der Warnstreiks lag am Donnerstag in Baden-Württemberg. Dort legten bis zum Mittag (14 Uhr) über 25.000 Beschäftigte aus 100 Betrieben kurzzeitig die Arbeit nieder. Bereits nach Mitternacht folgten etwa 800 Mitarbeiter des Daimler-Motorenwerkes in Stuttgart dem Aufruf der IG Metall. In Neckarsulm traten bei der Firma Kolbenschmidt 220 Metaller in der Nacht in den Ausstand und im Mannheimer Buswerk/EvoBus legten rund 4.200 Beschäftigte die Arbeit für eineinhalb Stunden nieder. Die größte Kundgebung fand am Vormittag beim Autobauer Daimler in Sindelfingen mit über 10.000 Warnstreikenden statt.
In Nordrhein-Westfalen beteiligten sich über 22.000 Beschäftigte aus 124 Betrieben an Warnstreikaktionen. In Köln legten rund 10.000 Beschäftigte der der Früh- und Spätschicht der Kölner Ford-Werke sowie des Ford Entwicklungszentrums für mehrere Stunden die Arbeit nieder. In Bocholt versammelten sich über 2.000 Beschäftigte aus mehreren Betrieben vor der Siemens AG zu einer Kundgebung. In Wuppertal traten 2.800 Beschäftigte in 26 Bertrieben kurzzeitig in den Ausstand. Weitere Warnstreikaktionen gab es u.a. in Aachen, Lohmar, Ahlen, Oelde, Schwerte, Lüdenscheid und Münster.
Im IG Metall-Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen folgten über 5.500 Metaller aus neun Betrieben dem Aufruf der IG Metall. In Berlin-Marienfelde traten 500 Beschäftigte des Mercedes-Benz Werkes in den Ausstand. Bei Bombardier Transportation in Henningsdorf beteiligten sich 350 Metaller am Warnstreik. Weitere Warnstreiks gab es bei Rolls-Royce Deutschland in Blankenfelde-Mahlow und bei ZF Friedrichshafen mit 500 Warnstreikenden. Im sächsischen Zwickau versammelten sich rund 4.000 Beschäftigte des VW-Werkes, von GKN Driveline Deutschland und der SAS Autosystemtechnik zu einer Kundgebung.
Im IG Metall-Bezirk Mitte beteiligten sich über 5.000 Beschäftigte aus 19 Betrieben aus Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen an Arbeitsniederlegungen. Den Warnstreik-Auftakt machten in der Nacht 1.500 Beschäftigte u.a. beim Autozulieferer Federal Mogul in Wiesbaden, im Achsenwerk der Daimler AG in Kassel, bei Continental Teves im rheinland-pfälzischen Rheinböllen und beim Weißblechwerk von Thyssen-Krupp Rasselstein in Andernach. Weitere Warnstreikaktionen gab es in der Region Ludwigshafen-Frankenthal mit insgesamt 1.100 Beschäftigen sowie bei PFW in Speyer mit rund 800 Warnstreikenden. In Thüringen versammelten sich fast 1.000 Beschäftigte vor Beginn der Tarifverhandlungen in Eisenach.
In Niedersachsen und Sachsen-Anhalt beteiligten sich 4.700 Beschäftigte aus 24 Betrieben an Warnstreiks. In Salzgitter legten knapp 1.900 Beschäftigte von MAN, Bosch und Meyer die Arbeit kurzzeitig nieder. In Braunschweig beteiligten sich 500 Beschäftigte der Firmen Zollern BHW, Flammenfilter und MKN an Warnstreiks. Darüber hinaus gab es betriebliche Aktionen bei Carl Zeiss Microscopy in Göttingen, Exide und Thermo Electron LED im Harz.
Im IG Metall-Bezirk Küste traten rund 3.800 aus 11 Betrieben in den kurzzeitigen Ausstand. Die größte Kundgebung in der Nacht gab es in Bremen, wo 800 Beschäftigte von Daimler und dem Automobilzulieferer Lear dem Aufruf der IG Metall gefolgt waren. Außerdem legten 250 Beschäftigte im Mercedes-Werk und 140 Beschäftigte beim Gabelstablerhersteller Still die Arbeit nieder. Bei Airbus in Hamburg versammelten sich über 2.000 Beschäftigte zu einer Kundgebung. In Schleswig-Holstein gab es kurzzeitige Warnstreiks bei GKN Driveline in Kiel, Danfoss in Neumünster, Krones in Flensburg sowie SIHI und Pano in Itzehoe. Im nordwestlichen Niedersachsen standen bei Linde und Wiemann in Georgsheil die Bänder in der Nacht kurzzeitig still.
In Bayern folgten über 2.100 Mitarbeiter aus neun Betrieben dem Aufruf der IG Metall. In der Nacht beteiligten sich 400 Beschäftigte bei der Augsburger Airbus-Tochter Premium Aerotec am Warnstreik. Im BMW-Werk in Dingolfing traten über 500 Metaller in den Ausstand. Weitere Warnstreikaktionen gab es bei Schaeffler in Schweinfurt, bei Linde in Aschaffenburg, bei der Continental AG und der Siemens AG in Regensburg.