12. November 2024
PRESSEMITTEILUNG
Tarifergebnis in Metall- und Elektroindustrie: mehr Geld, mehr Zeit, mehr Stabilität
Erstmals erreichen zwei Bezirke gemeinsam ein Ergebnis: höhere Entgelte, Festbetrag für Auszubildende, mehr tarifliche Freistellungszeit ++ Benner: „Solides Ergebnis unter schwierigen Rahmenbedingungen“ ++ Boguslawski: „Das Ergebnis sichert Kaufkraft und hilft Beschäftigten mit niedrigem Einkommen“

Hamburg/Frankfurt am Main – Tarifeinigung für die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie: Sie können mit höheren Entgelten, mehr und besseren Wahloptionen zwischen Zeit und Geld sowie deutlich steigenden Ausbildungsvergütungen rechnen. Darauf haben sich die IG Metall-Bezirke Küste und Bayern nach 18 Stunden Verhandlungen mit den Arbeitgebern am frühen Dienstagmorgen geeinigt. Erstmals in der Geschichte der IG Metall erzielten zwei Bezirke gemeinsam als Tarif-Tandem ein Pilotergebnis für die insgesamt 3,9 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie. Christiane Benner, Erste Vorsitzende der IG Metall: „Es ist gelungen, trotz schwieriger Rahmenbedingungen ein solides Ergebnis für die Beschäftigten zu erzielen. Besonders freut uns das großartige Ergebnis für die Auszubildenden.“

Die Entgelte der Beschäftigten steigen: Nach einer Einmalzahlung von 600 Euro zum 1. Februar 2025 sind dauerhafte Entgeltsteigerungen um 2,0 Prozent ab 1. April 2025 und 3,1 Prozent Plus ab 1. April 2026 erzielt worden. „Damit schaffen wir Sicherheit für die Beschäftigten“, sagte Benner. Darüber hinaus setzte die IG Metall mit der Erhöhung des jährlichen „Tariflichen Zusatzgeldes“ (T-ZUG B) von derzeit rund 630 Euro auf 900 Euro ab Februar 2026 eine soziale Komponente durch. Hiervon profitieren Beschäftigte in unteren Entgeltgruppen stärker.

Für die 230.000 Auszubildenden in der Branche setzte die IG Metall um dauerhaft 140 Euro höhere Vergütungen durch. Zudem verständigten sich die Sozialpartner in einer gemeinsamen Erklärung darauf, Demokratie bei jungen Menschen zu fördern.

Nadine Boguslawski, Tarif-Vorständin der IG Metall: „Das Tarifergebnis sichert die Löhne, hilft der Binnenkonjunktur und hält die Branche für heutige und künftige Fachkräfte attraktiv.“ Abweichungen und Differenzierungen bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind nur dann möglich, wenn die Nettoumsatzrendite von Unternehmen unter 2,3 Prozent sinkt. „Die Tarifeinigung ist passgenau. Tarifbindung sichert die Zukunft von Unternehmen und Beschäftigten“, sagte Boguslawski.

Gewerkschafts-Chefin Benner betonte die Leistungsfähigkeit der Tarifpartnerschaft: „Die Sozialpartnerschaft ist der wichtigste Stabilitätsfaktor für Betriebe und Beschäftigte in unsicheren Zeiten. Wir finden gemeinsame Lösungen.“ Die Politik forderte Benner auf, Handlungsfähigkeit zu beweisen und keine Zeit zu verlieren: „Tarifpolitik kann viel, das haben wir gezeigt. Die strukturellen Probleme, vor denen wir aktuell stehen, muss die Politik lösen. Wir brauchen jetzt niedrigere Energiepreise, besonders für energieintensive Unternehmen. Wir brauchen jetzt Maßnahmen zum Hochlauf der Elektromobilität, Investitionen in die Infrastruktur und damit in unsere Zukunft.“

In einer gemeinsamen Erklärung fordern IG Metall und der Arbeitgeberverband Gesamtmetall von der Politik, schnellstmöglich die richtigen Weichen zu stellen. Die strukturellen Probleme erhöhten die Herausforderung, Standorte und Arbeitsplätze zu sichern sowie neue Beschäftigungsperspektiven im Betrieb, der Branche und in der Region zu entwickeln.

Mit einer jetzt weiter ausgebauten tariflichen Freistellungszeit haben mehr belastete Beschäftigte häufiger die Möglichkeit, Geld in Zeit zu wandeln. Künftig können auch Teilzeit-Beschäftigte zusätzliche freie Tage beantragen, wenn sie durch Schichtarbeit, Kindererziehung oder Pflege belastet sind. Zudem können sie die Freistellung künftig öfter in Anspruch nehmen: Kinderbetreuung und Pflege bis zu fünfmal. Boguslawski: „Mehr und bessere Freistellung bedeutet mehr Gleichstellung, bessere Vereinbarkeit und gesündere Industriearbeit.“

Vorausgegangen war der Tarifeinigung eine größere Warnstreik-Welle als in vergangenen Tarifrunden. Seit 29. Oktober mobilisierte die IG Metall insgesamt über 620.000 Warnstreikende zeitweise vor die Werkstore. Boguslawski: „Das entschlossene Engagement der Beschäftigten mit der IG Metall hat die Tarifeinigung erst möglich gemacht.“

Der von den IG Metall-Bezirken Bayern und Küste ausgehandelte Tarifvertrag läuft bis zum 31.10.2026. Der Vorstand der IG Metall empfiehlt die Übernahme des Pilotergebnis in allen Tarifgebieten durch die demokratischen Gremien in den Bezirken der IG Metall.

Die gemeinsamen Erklärungen der Sozialpartner finden Sie hier zum Download:

Gemeinsame Erklärung Industriepolitik

Gemeinsame Erklärung Demokratie


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