Frankfurt am Main – Eine aktuelle Befragung unter Betriebsräten aus den Branchen der IG Metall zeigt, dass viele Unternehmen in Deutschland zu wenig investieren. Weniger als ein Drittel (30 Prozent) der befragten Betriebsräte sieht ausreichend Investitionen in den Betrieben, um die anstehenden Herausforderungen von Digitalisierung und klimaneutraler Produktion zu bewältigen. Besonders auffällig zeigt sich hier der Automobilbereich: Hier sieht nur ein Fünftel der Betriebsräte (20 Prozent) ausreichend Investitionen getätigt oder geplant.
Als Hauptgründe für zu wenige Investitionen nannten die betroffenen Betriebe vor Abschluss des Koalitionsvertrages unklare politische Rahmenbedingungen, zu wenig Nachfrage und zu hohe Energiepreise. Im vorgestellten Koalitionsvertrag sind eine deutliche Senkung der Energiekosten für Unternehmen, Förderung der Elektromobilität und Voraussetzungen für umfassende Investitionen als Vorhaben beschrieben. Auch das beschlossene Sondervermögen für Infrastruktur soll die Situation für Gesellschaft und Wirtschaft verbessern.
Christiane Benner, Erste Vorsitzende der IG Metall: “Die Beschäftigten haben sich mit uns immer deutlich für gute Voraussetzungen für die Industrie und damit ihre Arbeitsplätze eingesetzt. Jetzt, wo diese an vielen Stellen im Koalitionsvertrag beschrieben sind, haben die Unternehmen eine Planungsgrundlage und sollten ins Handeln kommen! Wir werden auf schnelle Umsetzung dieser Punkte drängen.”
Unternehmen müssen laut Benner Verantwortung für zukunftsfeste Geschäftsmodelle, Investitionen und Perspektiven für die Beschäftigten übernehmen: „Wir sehen den Ernst der Lage. Aber wir sehen auch, dass in zahlreichen Unternehmen Zukunftsstrategien fehlen und notwendige Investitionen nicht getätigt werden. Nur nach weniger Bürokratie und niedrigeren Arbeitskosten zu rufen, ist weder eine Strategie noch eine Lösung.”
Frappierend ist der Zusammenhang zwischen Investitionsverweigerung und fehlender Zukunftsstrategie. In Unternehmen mit einer Zukunftsstrategie sehen 36 Prozent der Betriebsräte mangelnde Investitionen. Dagegen ist die Investitions-Verweigerung von Unternehmen ohne eine Strategie mit 70 Prozent fast doppelt so hoch. “Das ist ein logischer Zusammenhang, aber umso dramatischer, was die Zukunft der Unternehmen anbelangt,” so Benner.
Nur 6 Prozent der Betriebsräte in Betrieben, die von Anpassungsdruck auf ihr Geschäftsfeld betroffen sind, werden von den Unternehmen an der Strategieentwicklung beteiligt. Nur teilweise beteiligt werden weitere 31 Prozent der Betriebsräte.
Die IG Metall sieht als eine der entscheidenden Stellschrauben für einen gelingenden wirtschaftlichen Wandel die Einbeziehung von Betriebsräten in die Strategiefindung. „Betriebsräte kennen ihr Unternehmen meist besser als es das Management tut. Ihre Kenntnisse, ihr Wissen, ihre oft langjährige Erfahrung sollten öfter zum Einsatz kommen, wenn es um die Strategien geht. Über Betriebsräte können auch Beschäftigte besser beteiligt werden, wenn es um die Zukunft ihrer Arbeitsplätze geht. Da, wo das stattfindet, führt es zu positivem Erleben von Demokratie. Deshalb müssen sie als Expertinnen und Experten ihrer Arbeit beteiligt werden“, fordert Gewerkschaftschefin Benner nachdrücklich.
Weitere Informationen und Zahlen:
An der Betriebsrätebefragung der IG Metall beteiligten sich Arbeitnehmervertretungen aus 2321 Betrieben, die insgesamt über eine Million Beschäftigte repräsentieren.
72 Prozent der befragten Betriebe sind dem Bereich Metall und Elektro zuzuordnen, weitere umfassen die Branchen Handwerk, Stahl und IT-Dienstleistungen.
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