In der Stahltarifrunde lief es wie manchmal beim Fußball: Die Arbeitgeber spielten auf Zeit, sodass ihnen die Beschäftigten schließlich die Gelbe Karte zeigen mussten: mit massiven Warnstreiks.
Bei den Warnstreiks an allen Standorten der nordwestdeutschen Eisen- und Stahlindustrie ist die Stimmung hervorragend, die Beteiligung noch höher als sonst. Insgesamt 26 000 Stahlarbeiter machen mit. Und am Ende wirkt der Druck auf die Arbeitgeber: Für die 72 000 Beschäftigten der nordwestdeutschen Stahlindustrie gibt es deutlich mehr Geld. Für Januar und Februar 2019 erhalten sie einmalig 100 Euro. Rückwirkend ab März steigen die Löhne und Gehälter um 3,7 Prozent. Die Auszubildenden erhalten in zwei Stufen je nach Ausbildungsjahr eine Erhöhung der Auszubildendenvergütung zwischen 88 und 188 Euro. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 26 Monaten und gilt bis Februar 2021.
Neu ist: Ab 2020 erhalten alle Beschäftigten eine zusätzliche tarifliche Vergütung in Höhe von 1 000 Euro, die im Juli ausgezahlt wird. Sie ist tarifdynamisch, steigt also mit jeder Tariferhöhung. Stahlwerkerinnen und Stahlwerker können diese Vergütung in freie Tage umwandeln. Möglich sind bis zu fünf freie Tage. Wieviel Freizeit der Einzelne nehmen kann, hängt davon ab, wie viele Beschäftigte Geld gegen Zeit tauschen wollen. Stellen viele einen Antrag, kann sich die Zahl der eintauschbaren Tage reduzieren. Können nicht alle gewünschten freien Tage realisiert werden, werden sie ausgezahlt. Es verfällt nichts.
Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, sagt: „Die Möglichkeit, die zusätzliche tarifliche Vergütung von 1 000 Euro in freie Tage umwandeln zu können, schafft mehr Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit und eine Entlastung bei der Schichtarbeit. Damit ist uns nach dem Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie auch in der Stahlindustrie ein wichtiger Schritt in Richtung mehr Arbeitszeitsouveränität gelungen.“
Außerdem haben sich IG Metall und der Arbeitgeberverband Stahl in der fünften Verhandlungsrunde darauf geeinigt, die Tarifverträge zu Altersteilzeit, Beschäftigungssicherung und Werkverträgen zu verlängern. Es wurde auch eine Verhandlungsverpflichtung zur tariflichen Absicherung der dual Studierenden vereinbart.
„Das Ergebnis kann sich sehen lassen“, betont der nordrhein-westfälische IG Metall-Bezirksleiter und Verhandlungsführer Knut Giesler. Sein Dank gilt den engagierten Stahlarbeitern: „Ohne diesen großen Rückhalt hätten wir dieses große Tarifpaket nicht schnüren können.“