Helmut*: Fast jedes Jahr bekommen wir einen Preis als Fabrik des Jahres. Die Arbeit der Belegschaft ist also top, die Qualität hervorragend. Für unternehmerische Entscheidungen ist dagegen das Management verantwortlich. Und da hat es versagt, weshalb wir jetzt in der Krise stecken.
Helmut: Seit Jahren ist klar, wo der Trend im Automobilmarkt hingeht, doch das hat Continental weitestgehend ignoriert. Und jetzt wird die Coronakrise als Vorwand genommen, um einen längst geplanten Stellenabbau durchzuführen.
Helmut: Wir haben zehn Jahre Ergänzungstarifvertrag hinter uns. 2019 lief der aus. Als da vom Arbeitgeber gesagt wurde, dass der nicht verlängert werden soll, war uns klar, dass was im Busch ist. Denn das Einzige, was die davon haben, den Ergänzungstarifvertrag auslaufen zu lassen, ist betriebsbedingt kündigen zu können.
Nikolai*: In der Region gibt es nur eine Handvoll Industriebetriebe. Die meisten davon stecken gerade in der Krise, fahren Kurzarbeit oder entlassen Leute, da werden nicht über 1000 Beschäftigte neue Jobs finden. Außerdem sind die Betriebe nicht in der Tarifbindung. Selbst wenn also ein paar Beschäftigte bei diesen Betrieben einen neuen Job finden sollten, verschlechtern sie sich.
Elmar*: Ja, ein Sparprogramm, wie es sich Continental vorstellt – nicht nur in Karben, sondern an allen Standorten –, bedeutet die Verbannung aller moralischen Werte aus der Arbeitswelt. Und dann behauptete der Vorstand noch, dass der Abbau sozialverträglich ablaufen solle und kam mit Abfindungsangeboten, die eine reine Frechheit waren.
Ariane*: Und es ist nicht nur bei Conti so. Auch bei Schaeffler, Mahle und vielen anderen Betrieben versuchen die Konzernchefs, die Coronakrise zum Stellenabbau zu nutzen. Da läuft was mächtig schief in unserer Gesellschaft. Für uns Metallerinnen und Metaller ist klar: Dagegen müssen wir uns wehren.
Wolfgang*: Wir kennen uns alle aus dem Frankfurter Ortsjugendausschuss der IG Metall. Ein Teil von uns arbeitet bei Conti in Karben, die anderen wollten einfach die Kolleginnen und Kollegen unterstützen. Dazu muss man sagen, auch wenn man in dem Video meist nur drei Personen sieht, besteht unsere Crew aus fünf Leuten.
Ariane: Wir hatten Wut im Bauch, da schrieb sich der Song wie von selbst. Auch sonst haben wir uns sehr gut ergänzt: Text, Musik, Drehortsuche, Konzept, Kameraführung, Schnitt, Kostüme: Jeder und jede von uns konnte etwas davon.
Wolfgang: Das machte uns in Karben Mut. Der Sozialtarifvertrag aus Babenhausen setzt einen neuen Maßstab. Denn er bietet deutlich höhere Leistungen, als das Management am Anfang rausrücken wollte. Aber für uns war vor allem wichtig, dass die IG Metall dort die Produktion retten konnte. Denn wir fertigen viele Teile in Karben, die dann zur Weiterverarbeitung nach Babenhausen gehen.
*Die Namen der Crew-Mitglieder haben wir geändert.