1. Dezember 2019
Dirk Erb
Digitalisierung
Transformation bei Atos fair mit Tarif
Der IT-Dienstleister Atos/Unify muss umbauen – für die neuen digitalen Geschäftsfelder. Mit einem Tarifvertrag hat die IG Metall jetzt faire Bedingungen, Qualifizierung, Arbeitsplätze und Geld der Beschäftigten in der Transformation gesichert. Es gibt Investitionen und zusätzliche Mitbestimmung.

Der IT-Dienstleister Atos/Unify mit seinen rund 30 deutschen Standorten geht die Transformation an – und erschließt neue Geschäftsfelder für die digitalisierte Wirtschaft: Cloud-Dienste, Internet der Dinge, Big Data und das neue SAP 4 HANA.

Der Umbau bedeutet aber auch, dass fast 1000 Arbeitsplätze wegfallen. Statt Beschäftigte zu entlassen, investiert Atos jetzt in ihre Qualifizierung.  Das wollte sich Atos von den Beschäftigten finanzieren lassen und ihnen Geld, Zeit und Urlaub streichen.

Das ließen sich die IT-Beschäftigten nicht bieten: Im Sommer machten sie bundesweit mit Warnstreiks Druck.

„Wir hatten dem Arbeitgeber schon seit Jahren erklärt, dass er mehr in die Transformation investieren und qualifizieren muss“, erklärt Uwe Große, Betriebsrat von Atos AIS in Berlin. „Wer hat den Umbau verpennt? Das Management. Die Leute waren nicht bereit, dafür zu zahlen.“


Arbeitsplätze und Geld sicher

Atos lenkte schließlich ein. Nach monatelangen Verhandlungen setzten die Beschäftigten mit der IG Metall mehrere Tarifverträge durch: Atos investiert 140 Millionen Euro in Qualifizierung. Betriebsbedingte Kündigungen sind bis Ende 2022 ausgeschlossen. Die Arbeitnehmer erhalten zusätzliche Mitbestimmung bei Qualifizierung und Umbau.

Dazu wird eine gemeinsame Steuerungsgruppe mit dem Arbeitgeber gebildet, die den Umbau lenkt und gestaltet. Atos zahlt die Metall-Tariferhöhungen für 2021 und 2022. Für IG Metall-Mitglieder gibt es einen Bonus. Außerdem wurden Tarifverträge zur Qualifizierung und für die dual Studierenden abgeschlossen.

Als Gegenleistung bringen die Beschäftigten bis Ende 2021 im Schnitt je 22,5 Stunden Arbeitszeit ein und verschieben drei freie Tage. „Das waren schwierige Verhandlungen. Wir mussten viele Dinge durchsetzen und erst in den letzten Verhandlungen sind die Arbeitgeber davon abgerückt, dass die Beschäftigten den Großteil der Transformation bezahlen sollen“, berichtet IG Metall-Verhandlungsführer Juan-Carlos Rio Antas. „Da haben die vielen Aktionen und Warnstreiks sehr geholfen.“


Qualifizierung startet

Nun machen sich die Betriebsräte an die Umsetzung. Die Steuerungsgruppe läuft. Jetzt geht es an die  Personal- und Qualifizierungsplanung.

Nicht alle Beschäftigten, gerade ältere, können für jeden Job qualifiziert werden, räumt Atos-Gesamtbetriebsrat Oliver Pfaff ein. „Viele Beschäftigte müssen noch motiviert werden. Aber: Einige haben schon ihre Qualifizierungsvereinbarung unterschrieben. Die ersten Maßnahmen sind am Start.“


| Das könnte Dich auch interessieren

Kontakt zur IG Metall

Link zum Artikel