Frank-Jürgen Weise: In ihren eigenen Konzernen oder bei anderen Investoren stehen solche Firmen oder Einheiten oft im Schatten – das aber zu Unrecht. Denn sie sind profitabel, haben stabile Lieferverträge, ein klar umrissenes Produktportfolio und damit auch eine über Jahre kalkulierbare Auslastung. Es ist doch so: Die großen Autohersteller werden noch über viele Jahre Teile für Verbrennermotoren brauchen. Kurz gesagt: Die BOG wird das strukturelle Problem angehen, das sich aus dem vorhersehbaren Technologiewandel in der Branche ergeben wird, nicht situative Probleme, von denen einzelne Unternehmen kurzfristig betroffen sind, so bedauernswert das in jedem Fall auch sein mag.
Der Grundgedanke der BOG besteht darin, den massiven Umbruch in der Zulieferindustrie in den nächsten Jahrzehnten klug und im Sinne der sozialen Marktwirtschaft zu begleiten. Die BOG kann den Originalteileherstellern und Zulieferern zeitgleich Sicherheit bieten. Dafür werben wir derzeit Kapital bei privaten Investoren ein.
Die Beschäftigten erhalten Sicherheit. Die langfristige Stabilität der Nachfrage – auch wenn die Absatzmengen allmählich zurückgehen – wird die BOG nutzen, um für alle Beteiligten weitsichtige Entscheidungen verlässlich zu treffen. Das heißt: Zwar werden im Bereich der Verbrennertechnologie langfristig Jobs wegfallen. Der Vorteil durch die BOG als Investor ist dann aber: Der unumgängliche Personalabbau kann durch die noch lange Zeit, die die Betriebe Verbrennerteile produzieren werden, entsprechend der Altersstruktur der Beschäftigten sozialverträglich geplant werden. Die Beschäftigten können außerdem über einen längeren Zeitraum für zukunftsfähige Tätigkeiten qualifiziert werden.
Sicher nicht und hier geht es nicht um Semantik, sondern den Kern der BOG. Es wird in gesunde Unternehmen investiert und die Investoren erhalten stabile Erträge über die gesamte Laufzeit. Und: Ein Wiederverkauf, der oft gefürchtete Exit nach wenigen Jahren und mit großer Prämie, ist gar nicht vorgesehen. Es geht also vielmehr darum, den Betrieben und Beschäftigten auf der Finanzierungsseite eine Alternative zu bieten, einen Schutz vor Übernahmen durch streitbare Hedgefonds mit zumindest zweifelhaftem Geschäftsgebaren.
Wenn wir uns hinter der These versammeln, dass die Automobilbranche vor der größten Veränderung in ihrer Geschichte steht, dann bedarf es einer gemeinsamen Anstrengung aller relevanten Interessengruppen, diese für Deutschland so wichtige Branche sicher und erfolgreich in die Zukunft zu führen.
Die BOG verfolgt einen gemeinsamen, einvernehmlichen Ansatz, der auf dem Fundament der sozialen Marktwirtschaft steht. Deshalb ist es ebenso notwendig wie folgerichtig, die besten Experten aus Industrie und Gewerkschaften im Fachbeirat zu haben.
Das Spektrum der potenziellen Investoren ist breit: Wir haben eine Reihe guter Gespräche mit institutionellen Investoren, die infrage kommen: Vor allem sind das Pensionskassen, Versicherungsgruppen, Mittelstandsinvestoren oder Family Offices. Einige der Pensionsfonds kommen übrigens aus der Automobilindustrie selbst. Alle Interessenten haben eins gemeinsam, das zeigt das bisherige Feedback: Sie durchdringen das Konzept der BOG und schätzen stabile, langfristige Erträge.
Die Frage nach den großen Herstellern ist legitim – allerdings ist nach den Statuten des Fonds eine direkte Einflussnahme einzelner Investoren auf die Investitionsentscheidungen des Fonds ausgeschlossen. Das würde auch von den übrigen Investoren nicht hingenommen werden.
Das BOG-Konzept schließt das nicht aus, denn der Strukturwandel, den wir sozialmarktwirtschaftlich gestalten wollen, ist ja durchaus auch durch politische Entscheidungen in Brüssel und Berlin getrieben und beschleunigt.
Die Investoren können während der vorgesehenen langen Laufzeit von mindestens 20 Jahren mit jährlichen Dividendenausschüttungen auf ihr eingesetztes Kapital rechnen. Aber: Am Ende gibt es keinen Exit und damit auch nicht noch mal Geld zurück.
Die BOG Capital hat eine Reihe von Experten, die in der Auswahl und dem Management von Beteiligungen sehr versiert und erfahren sind. Im Fokus stehen Unternehmen, die heute schon profitabel sind und belastbare Lieferverpflichtungen für die nächsten Jahrzehnte haben.
Es gibt Zusagen in Höhe von etwa 100 Millionen Euro. Wir sind allerdings noch in der Vorvermarktungsphase, denn zunächst müssen alle regulatorischen Voraussetzungen für den Fonds geschaffen sein. Das soll bis Jahresende geschehen, um ab 2021 aktiv investieren zu können.