So einfach stellt man sich das von außen vor, so einfach ist es aber nicht. „Die Zeiten sind vorbei, in denen der ältere Kollege seinen jungen Nachfolger über Monate hinweg eingearbeitet hat“, sagt Uwe Höwelmeyer. Wie es jetzt ist? Das kann der Betriebsratsvorsitzende erzählen. 63 Jahre ist Uwe Höwelmeyer alt, seit 40 Jahren arbeitet er bei Windmöller & Hölscher in Lengerich, einem Verpackungs- und Druckmaschinenhersteller mit mehr als 2 000 Beschäftigten. „Die Arbeitsverdichtung hat zugenommen“, sagt Höwelmeyer. „Es gibt keine Zeiten mehr, die nicht ausgefüllt sind. Es gibt keinen guten Wissenstransfer.“
Genau der wird zunehmend wichtig. Der demografische Wandel, das wissen sie bei Windmöller & Hölscher, wird in den kommenden Jahren Fahrt aufnehmen ― und kann zum ernsten Problem werden. „Wir brauchen vorausschauende Personalpolitik und geordneten Wissenstransfer.“ Dieser, das ist Betriebsrat und Geschäftsleitung klar, lässt sich nicht allein über schriftliche Anweisungen, Checklisten oder Anleitungen bewerkstelligen.
„Erstens wurde die notwendige Dokumentation der Abläufe nicht immer ergänzt beziehungsweise überhaupt erstellt.“ Zweitens gibt es einen Unterschied zwischen dokumentierbarem Fachwissen und dem Erfahrungswissen der Beschäftigten. „Dieses Wissen ist wichtig, es speist sich aus Erfahrungen und Erlebnissen, die sie gemacht haben.“ Damit dieses nicht verloren geht, hat der Betriebsrat mit dem Arbeitgeber das Projekt „ZuArbeit“ angestoßen, das zum Ziel hat, den Wissenstransfer im Unternehmen zu systematisieren. „Das klappte sehr gut“, sagt Klaus Günther. 63 Jahre ist er alt, seit 1970 arbeitet er im Betrieb, seit 1979 in der Inbetriebnahme.
Dort haben sie gerade einen Pilotversuch abgeschlossen, Klaus Günther und ein Kollege haben ihre Erfahrungen und ihr Wissen an jüngere Nachfolger weitergegeben. „Es wurden Aufgabenbeschreibungen zusammengetragen, Wissensinhalte gesammelt, es gab dazu Arbeitsplatzbegehungen.“ Schließlich wurden moderierte Transfergespräche durchgeführt ― und auf diese Weise der Wissenstransfer ermöglicht.
Der Betriebsrat drängt jetzt darauf, dass die Pilotprojekte auch auf die anderen Bereiche des Unternehmens übertragen werden. „Seminare und E-Learning-Kurse, wie sie bei uns gerade konzipiert werden, sind sehr gut“, sagt Uwe Höwelmeyer. „Aber der persönliche Austausch von Kollegen ist durch nichts zu ersetzen.“