Der Sanierungstarifvertrag bei Procast Guss in Nortorf war noch nicht ganz am Ende seiner Laufzeit angelangt, da stellte der Arbeitgeber überseinen Verband schon den Antrag auf wiederholte Abweichung vom Flächentarifvertrag. Die Vorschläge für die 80 Beschäftigten der Gießerei lauteten: halbiertes Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Streichung des tariflichen Zusatzgeldes, gedeckelte Tariferhöhungen und unentgeltliche Mehrarbeit.
Jens Steffen
„Als hätte sich die Welt in den vergangenen beiden Jahren nicht weitergedreht“, so der lakonische Kommentar des Betriebsratsvorsitzenden Jens Steffen dazu. „Aus einer langen Phase der Kurzarbeit heraus sind wir in eine kontinuierliche Überlastsituation gekommen. Mehr- und Samstagsarbeit sind die Regel, nicht die Ausnahme. Und obendrein haben wir in diesem Jahr auch noch einen Rekordumsatz zu verbuchen.“ Das sahen auch die Kollegen und Kolleginnen auf zwei Mitgliederversammlungen so. Einstimmig sprachen sie sich gegen die Aufnahme von Verhandlungen über einen Verzicht auf das diesjährige Weihnachtsgeld aus. Zwar wurde die weiterhin angespannte wirtschaftliche Situation des Unternehmens (dazu zählen neben Nortorf die Standorte in Gütersloh und Bad Saulgau) kritisch diskutiert. Eine Abweichung von der Fläche könne es aber nur bei einemüberzeugenden mittel- und langfristigen Unternehmenskonzept geben. Das war die Geschäftsleitung in einem Sondierungstreffen schuldig geblieben. Die Antwort der Mitglieder fiel entsprechend deutlich aus.
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