Ein Meilenstein auf dem Weg in eine moderne, selbstbestimmte Arbeitswelt: So wird der Tarifabschluss für die Metall- und Elektroindustrie im Februar nicht nur in der IG Metall gefeiert, sondern auch in vielen Medien. Flexible Arbeitszeiten diktierten bisher immer nur die Arbeitgeber. Jetzt haben auch Beschäftigte Wahlmöglichkeiten. Sie können ihre Arbeitszeiten für bis zu zwei Jahre auf 28 Stunden verkürzen. Beschäftigte, die Schicht arbeiten, Kinder betreuen oder Angehörige pflegen, können zudem zwischen zusätzlichem Geld oder acht freien Tagen wählen. Gerade die freien Tage sind ein großer Renner, wie eine Umfrage der IG Metall zeigt.
Zudem setzt die IG Metall 2018 in allen Branchen, in denen sie Tarifverhandlungen führt, ein kräftiges Lohnplus durch: zum Beispiel im Kfz-Handwerk und bei textilen Diensten jeweils 3 Prozent, bei Holz- und Kunststoff 4 und in der Metallindustrie 4,3 Prozent.
Von März bis Mai wählen mehr als 2,4 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in rund 10 000 Betrieben ihre Interessenvertretung für die nächsten vier Jahre. Ihre neuen Betriebsräte sind im Schnitt etwas jünger als bisher. Etwa 40 Prozent sind zum ersten Mal gewählt worden. Die Wahlen insgesamt sind ein starker Vertrauensbeweis für die Metallerinnen und Metaller, die sich in den Betrieben für die Belegschaften einsetzen: 71 Prozent der neu Gewählten sind in der IG Metall. Rechtspopulisten können nur in wenigen Betrieben Mandate gewinnen, allerdings nicht auf Kosten der IG Metall, sondern zulasten anderer gegnerischer Listen ― die nur 0,29 Prozent erhalten.
Im Juni beginnen die Beschäftigten der Neuen Halberg Guss in Leipzig und Saarbrücken einen sechswöchigen Streik um die Zukunft ihrer Werke. Die Hängepartie dauert Monate. Auch in vielen anderen Betrieben müssen die Beschäftigten um ihre Arbeitsplätze und eine sichere Zukunft kämpfen. Zum Beispiel bei Opel, wo ein Zukunftsvertrag geschlossen wird, der die verbliebenen Arbeitsplätze bis 2023 sichert, aber bis zu 2 000 Entwickler und Forscher sollen zu einem anderen Dienstleistungsunternehmen wechseln. Eine hohe Leidensfähigkeit wird den fast eine Million Autobauern und den Kfz-Handwerkern abverlangt. Sie belastet die Dieselkrise, die im September schon drei Jahre dauert.
Im Juni veranstaltet die IG Metall ein Zukunftsforum mit 150 Wissenschaftlern, im Oktober den Transformationskongress, an dem rund 650 Metallerinnen und Metaller teilnehmen. Sie diskutieren, wie wir die anstehenden großen Veränderungen in der Arbeitswelt mitgestalten wollen.
Anfang 2019 will die Europäische Union strengere Grenzwerte für Kohlendioxid (CO2) festlegen. Dieselautos stoßen weniger CO2 aus als Benziner, dafür aber Stickoxide. Auf den schnellen Umstieg auf Elektroautos sind weder die Hersteller eingestellt, noch sieht es so aus, dass schon bald genug Strom aus erneuerbarer Energie vorhanden ist. Ambitionierter Klimaschutz ― egal ob in der Auto- oder in der Stahlbranche mit ihren hohen CO2-Emissionen ― funktioniert nur, wenn die Ziele realistisch sind und vermieden wird, dass Firmen in Krisen geraten und Arbeitsplätze verloren gehen. Darum müssen Arbeitnehmervertreter mitbestimmen. Allerdings müssen die Firmen den Klimawandel auch ernst nehmen und in umweltfreundliche Technologien investieren.
2019 entscheidet sich, ob, wann und unter welchen Bedingungen das Vereinigte Königreich die Europäische Union verlässt. Kein Experte kann seriös voraussagen, wie sich der Brexit konkret auswirken wird. Aber er wird Folgen für die Wirtschaft haben. Pro Jahr liefern deutsche Firmen Waren und Dienstleistungen im Wert von etwa 120 Milliarden Euro auf die Insel und nach Nordirland. Etwa 750 000 Stellen hängen vom Handel mit Großbritannien ab. Für zusätzliche Unsicherheit sorgt die unberechenbare Handelspolitik der USA.
Am 26. Mai wird das Europäische Parlament neu gewählt. Die Europäische Union (EU) ist in der Krise. In fast allen Ländern haben Rechtspopulisten Zulauf, die die EU schwächen wollen und das Heil in nationalem Egoismus suchen. Doch in einer global vernetzten Wirtschaft können die Europäer ihren Interessen nur gemeinsam Gewicht geben. Europa wird die Bürger dann begeistern, wenn es solidarisch, sozial und demokratisch ist und die Menschen im Mittelpunkt stehen, nicht Unternehmensinteressen. Das setzt voraus, dass Parteien gestärkt werden, die dafür eintreten.
Er ist alle vier Jahre und für IG Metall-Mitglieder ein großes Ereignis: der Gewerkschaftstag. Vom 6. bis 12. Oktober kommen rund 500 Delegierte aus der ganzen Republik zum 24. Ordentlichen Gewerkschaftstag nach Nürnberg. Sie diskutieren und beschließen, was die IG Metall in den nächsten Jahren für ihre Mitglieder tun soll. Es geht um Digitalisierung, Klimaschutz, Zukunft der Mobilität und des Autos und die Frage, wie wir die Transformation konkret in den Betrieben beeinflussen können. Weitere Themen sind Qualifizierung, Leiharbeit, Demokratie im Betrieb, Renten und die Frage, wie es in der Arbeitszeitdebatte weitergehen soll. Die ganze Debatte steht unter dem Motto: „Miteinander für morgen ― solidarisch und gerecht“.