Corona hat der Baubranche nicht geschadet. Im Gegenteil: Es wird außerordentlich viel gebaut. Auch die Innenausstattung von Wohnhäusern und Gewerbeimmobilien wird immer aufwendiger. Die Heizung aus der Ferne per App zu steuern gehört heute schon fast zum Standard, wenn man neu baut. Aber es gibt noch viel mehr Anwendungen für Komfort, Energiesparen und Sicherheit. Wohnen im Smart Home erfreut sich deshalb großer Nachfrage.
Das Innenleben von Gebäuden vernetzen Spezialisten, die wissen, wie es geht, und sich in verschiedenen Gewerken wie Heizung, Lüftung, Beschattung und Energiesystemen auskennen. Sie müssen in der Lage sein, die digitalen Systeme aufeinander abzustimmen und zu vernetzen. Sie sorgen dafür, dass die Waschmaschine den überschüssigen Strom der Fotovoltaikanlage nutzt. Der wird dann nicht ins Stromnetz eingespeist, sondern für stromintensive Geräte selbst genutzt. Der Systemintegrator sorgt dafür, dass die Jalousien bei starker Sonneneinstrahlung automatisch herrunterfahren und das Gebäude vor Erwärmung schützen. Die Möglichkeiten sind praktisch unbegrenzt.
Der neue Beruf des Elektronikers für Gebäudesystemintegration kommt zum jetzigen Zeitpunkt wie gerufen. Ab kommendem Ausbildungsjahr können junge Leute diesen neuen Handwerksberuf in dreieinhalb Jahren erlernen. Die IG Metall hat beim Konzept des Berufs entscheidend mitgewirkt und Fachleute aus Elektrobetrieben mit eingebunden. Zielgruppe sind Jugendliche und Schulabgänger, die ein ausgeprägtes Interesse an komplexeren Zusammenhängen mitbringen. Der neue Ausbildungsberuf richtet sich insbesondere an Abiturienten und Studienumsteiger. Er ist genau das Richtige für Technikaffine, die kein Problem mit Mathe haben.
Angeboten wird die Ausbildung in elektrohandwerklichen Unternehmen, die gewerkeübergreifende Projekte ausführen und schwerpunktmäßig in der Energie- und Gebäudetechnik tätig sind.
Frank Gerdes von der Berufsbildung der IG Metall rechnet damit, dass im nächsten Ausbildungsjahr etwa 500 Azubis anfangen. „Mit steigender Tendenz, denn der Beruf Gebäudesystemintegrator und Gebäudesystemintegratorin ist absolut krisenfest“, sagt Gerdes.
Der Metaller Andreas Hochecker kümmert sich bei der Firma Kreutzpointner um die Ausbildung der technischen Berufe. Auch für den Ausbildungsgang Gebäudesystemintegrator, den er in den Beratungen mit dem Bildungsministerium quasi mit aus der Taufe gehoben hat, ist er dann zuständig. Hochecker freut sich auf die neuen Auszubildenden in seinem Betrieb, die in der Akademie von Kreutzpointner zusätzlich geschult werden. „Die besondere Aufgabe der zukünftigen Fachkräfte wird es sein, die vielen Systeme zu kennen, die es auf dem Markt gibt“, sagt der Experte.