Christian Gottlieb Steudel gründete 1810 eine Tuchfabrik, die 1811 an die obere Maille zieht. Im Jahr 1812 bittet der Kaufmann Christian Schoellkopf die Stadt erfolgreich um die Einrichtung einer mechanischen Baumwollfabrik. Parallel dazu etablierten Heinrich Rudy und Carl Deffner ab 1810 eine Metallwarenfabrik, die bis Mitte des Jahrhunderts zur erfolgreichsten Fabrik der Stadt wurde. In der Folgezeit übernahm die Maschinenfabrik Esslingen unter Führung von Direktor Emil Keßler die Spitze der Esslinger Industrie. Mit dessen Unterstützung wurde die Württembergische Baumwollspinnerei und -weberei auf dem Brühl gegründet. 1899 ist die Firma das größte Unternehmen der Branche im ganzen Königreich Württemberg.
Parallel dazu errichteten die Gebrüder Hardtmann 1826 eine Tuchfabrik und Conrad Wolf, Johannes Merkel und Ludwig Kienlin gründeten 1830 in der Heugasse 19 die Esslinger Tuchfabrik Merkel & Wolf. Das Unternehmen war bekannt für die Herstellung der berühmten „Esslinger Wolle“, die zu den frühen Markenartikeln in Deutschland gehörte und deren Logo mit den beiden Wollweibchen in rot und gelb viele Jahre für Qualität bürgte. 1840 zogen Merkel & Wolf aus Platzgründen auf die Neckarwiesen um, neue Gebäude kamen hinzu. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Gelände zwischen Bahnlinie und Neckar komplett überbaut. In dieser Zeit gab es diverse Ansätze zur Organisation der Textilarbeiter. So wurde 1869 in Leipzig die Internationale Gewerksgenossenschaft der Manufaktur-, Fabrik- und Handarbeiter gegründet, erster Vorsitzender war Julius Motteler. Ebenfalls vor 150 Jahren wurde in Esslingen der erste gewerkschaftliche Verband der Textilarbeiter in Württemberg ins Leben gerufen.
Ab März 1971 wurde die Produktion der Esslinger Wolle reduziert, 1973 dann eingestellt. Dennoch hat sich Esslingen bis heute in den Annalen der Geschichte der Textilindustrie verewigt. Nicht nur die berühmte Esslinger Wolle, die heute vom Wollehersteller Schöller und Stahl wieder vermarktet wird, auch Firmen wie Leuze Textil, Maier Sports, Otto Textil oder die Hauber Gruppe stehen bis heute für die große Textiltradition im Landkreis Esslingen.