1. Januar 2019
Geschichte
Allein unter lauter Männern
„Mädsche, wir sind all in der Gewerkschaft.“

Sie erinnert sich noch genau. Es war 1948, sie hatte gerade in der Packerei bei der Firma Mato angefangen – für 57 Pfennig pro Stunde -, als sie ein Kollege von der IG Metall ansprach: „Mädsche, wir sind all in der Gewerkschaft.“ Und so ist auch sie eingetreten. 70 Jahre ist das her. Kürzlich ist Erna Gerbig für die lange Mitgliedschaft geehrt worden – als einzige Frau unter lauter Männern. Aber das ist sie gewohnt. Auch im Betriebsrat, dem sie 25 Jahre angehörte, war sie diemeiste Zeit die einzige Frau im Gremium.

 

Erna

 

Jede Mark zählte

Bei Mato hat sie 40 Jahre gearbeitet, immer als Hilfsarbeiterin, immer Vollzeit. An eine Ausbildung war nicht zu denken. „Wir waren arme Leute.“ Die Mutter war um jede Mark froh, die ihre Kinder heimgebracht haben. Später hatte das „Mädsche“ die Kollegen überzeugt, für höhere Löhne zu streiken. Erna Gerbig ist zwar schon 90, aber Zahlen und Daten hat sie besser parat als die jungen Leute, wozu sie auch 60-Jährige zählt. Alles hat sie aufgehoben, die Arbeitsordnung von 1959, die Karteikarte mit den Stempeln für die Streiks, den IG Metall- Delegiertenausweis, die Karte für die Kur, zu der die IG Metall etwas zugeschossen hat. Ob sie jemals austreten wollte? „Aber nein“, ruft sie empört. Neulich ging es ihr schlecht, sie musste ins Krankenhaus. „Aber ich dachte, ich muss es schaffen und wieder gesundwerden.“ Sie wollte auf keinen Fall die Jubilarehrung bei der IG Metall verpassen. Erna Gerbig liebt runde Geburtstage, Ehrungen, Fotos und Besuche.


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