1. Januar 2019
Nordrhein-Westfalen
Geschafft: Demag lebt
Die Lage erscheint aussichtslos: „403 plus x“ – so viele Arbeitsplätze sollen beim Kranbauer Demag in Wetter dem Rotstift zum Opfer fallen. Doch Belegschaft, Betriebsrat und die IG Metall Hagen leisten Widerstand – und schaffen die Wende.

Aufregung in Wetter an der Ruhr, mal wieder: Der finnische Maschinenbaukonzern Konecranes, ein ehemaliger Konkurrent von Demag, seit Anfang 2017 ihr Eigentümer, will Kosten in zweistelliger Millionenhöhe sparen. Deshalb soll die Zahl der Beschäftigten von 1 350 auf unter 1 000 gedrückt werden. Auch mithilfe betriebsbedingter Kündigungen.

 

Demagsollleben

Fotos: Thomas Range

 

Ende Oktober macht diese Hiobsbotschaft die Runde. Jemand pinselt auf ein weißes Tuch: „Hat’s Management keine Ideen, müssen MA gehen“. Die Beschäftigten, die schon mehrere Restrukturierungen und Eigentümerwechsel erlebt haben, sind gewerkschaftlich gut organisiert; sie wissen sich zu wehren. Zur ersten Betriebsversammlung tragen sie 400 schwarze Kreuze in die Firma ― ein Trompeter marschiert vorne weg. Es folgen Warnstreiks und eine mehrtägige Mahnwache. Die Öffentlichkeit wird alarmiert. Auch IG Metall-Vorstand Ralf Kutzner besucht die „Demagogen“.

 

Mahnwache

Sie lassen sich nicht alles gefallen: Beschäftigte von Demag halten vor der Firma eine Mahnwache zur Rettung ihrer Arbeitsplätze.


Kündigungen vorerst ausgeschlossen

Es folgen lange Verhandlungen ― mit einem erstaunlichen Ergebnis. IG Metall und Geschäftsführung schließen einen Zukunftstarifvertrag. Er schließt betriebsbedingte Kündigungen zunächst bis November 2019 aus. Sollte die Firmenleitung dann Kündigungen aussprechen wollen, muss vorher ein gemeinsamer Steuerkreis entscheiden, ob wirklich alles getan worden ist, um Kündigungen zu vermeiden; danach darf bis November 2020 nicht gekündigt werden. Es wird eine Beschäftigtenzahl von mindestens 1 001 festgeschrieben. „Sollten Arbeitsplätze abgebaut werden müssen, dann nur sozialverträglich“, sagt der Hagener IG Metall-Bevollmächtigte Jens Mütze, beispielsweise durch Abfindungsangebote an rentennahe Jahrgänge. Die Tarifverträge werden nicht angetastet (Konecranes wollte die Arbeitszeit ohne Lohnausgleich auf 37,5 Wochenstunden hochfahren). Die IG Metall erreicht auch, dass jährlich 20 bis 30 Auszubildende eingestellt und nach erfolgreicher Abschlussprüfung unbefristet übernommen werden. „Ein gutes Signal“, sagt Jens Mütze, „Demag hat Zukunft.“ Gegenleistungen muss die Belegschaft nicht erbringen. Konecranes sagt Investitionen von 29 Millionen Euro zu und gibt eine Standortgarantie bis 2030.


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