1. Januar 2019
Alexander Zollondz
Küste
Zeit nehmen entlastet
Viele wollen, viele können: Die Umsetzung der Ansprüche auf tarifliche Freistellungszeit läuft. Das zeigen Beispiele aus Unternehmen und Betrieben im Bezirk.

Zeit statt Geld? Das fanden einige Kollegen und Kolleginnen bei Lear in Bremen toll, aber was haben sie davon, wenn sie nicht die Voraussetzungen erfüllen? Also machte sich der Betriebsrat beim Automobilzulieferer auf den Weg, die im Tarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie festgehaltene Öffnungsklausel zu nutzen und die Wahloption für zusätzliche freie Tage auf den ganzen Betrieb auszudehnen. „Alle, die Anspruch haben, können acht freie Tage nehmen. Alle, die nicht die Voraussetzungen erfüllen, erhalten die Möglichkeit, sechs Tage in Anspruch zu nehmen“, erklärt Holger Zwick, Betriebsratsvorsitzender von Lear, die Betriebsvereinbarung. „Damit können wir allen Beschäftigten eine Möglichkeit bieten, Arbeit und Leben besser zu vereinbaren“, sagt Zwick. Für das Management sei das kostenneutral zu rechnen. Rund 62 Prozent der Beschäftigten, 616 von knapp 1 000, nehmen die freien Tage in Anspruch.

 

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Im Bezirk kommen die meisten Anträge zur tariflichen Freistellungszeit von Beschäftigten in Schichtarbeit. (Foto:Peter Bisping)


Mehr Zeit

Auch in anderen Betrieben im Bezirk Küste haben die Betriebsräte den Rahmen dafür geschaffen, dass die tarifliche Freistellungszeit genutzt werden kann. Zum Beispiel bei Alu Druckguss in Lübeck. Auch dort können alle Anspruchsberechtigten die freien Tage bekommen. „Wir haben mit dem Arbeitgeber eine Betriebsvereinbarung abgeschlossen: Drei der acht Tage sind für Weihnachten, Neujahr und den 31. Mai fest vereinbart. Die restlichen fünf Tage nehmen die Kolleginnen und Kollegen von ihren insgesamt neun Sonderschichten. Die Verteilung können sie selbst planen“, sagt Oktay Havadir, Betriebsratsvorsitzender beim Automobilzulieferer. „Die Kolleginnen und Kollegen sind zufrieden. Sie finden es gut, wenn Sonderschichten wegfallen.“ Wie bei Lear sind es vor allem Schichtbeschäftigte, die den Antrag gestellt haben. Insgesamt 75 von 120 Beschäftigten nehmen acht freie zusätzliche Tage.


Mehr Entlastung

Ein großer Teil der Anträge auf tarifliche Freistellungszeit bei Linde & Wiemann in Südbrookmerland kommt ebenfalls von Beschäftigten in Schichtarbeit ― 60 von 75. „Die Beschäftigten können frei vereinbaren, wann sie die acht Tage nehmen wollen. Sie haben dafür eine schriftliche Bestätigung vom Arbeitgeber bekommen“, erzählt Werner Lübben, Betriebsratsvorsitzender beim Automobilzulieferer. „Die Beispiele zeigen, dass der Tarifvertrag bei den Beschäftigten ankommt“, sagt Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste. „Die vielen Anträge von Schichtarbeitern zeigen zudem, wie wichtig es ist, dass die Betriebsräte mit guten Regelungen für mehr Entlastung sorgen.“


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