1. Januar 2021
Christoph Böckmann
Arbeitskampf
Zukunft oder Widerstand!
2500 Daimler-Beschäftigte zogen durch Berlin-Marienfelde. Sie wehren sich gegen die Sparpläne des Konzerns und fordern ein Bekenntnis zum Werk.

Hunderte Trillerpfeifen übertönen die Kirchenglocken. Gemeinsam bilden sie ein Meer aus roten Fahnen und Transparenten, die im eisigen Berliner Dezemberwind flattern. Die Metallerinnen und Metaller ziehen durch Marienfelde. Statt in der Halle an den Bändern zu stehen, ist ein ganzes Werk auf der Straße. Worum es den 2 500 Beschäftigten geht, das haben sie in großen Buchstaben auf ein riesiges Transparent geschrieben, das sie vor dem Pulk hertragen: Zukunft oder Widerstand!

Vor gut zwei Monaten hat die Konzernleitung angekündigt, in ihr Traditionswerk nicht mehr investieren zu wollen und stattdessen die Produktion in den nächsten zwei bis drei Jahren auslaufen zu lassen. Dagegen wehren sich Beschäftigte, der Betriebsrat und die IG Metall. „Das Werk muss erhalten bleiben, das ist alternativlos“, betonte Irene Schulz, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, bei der Demo und verdeutlichte: „Wenn Tesla 50 Kilometer weit weg ein Werk baut, kann Daimlers Antwort darauf nicht die Schließung seines Werkes in Berlin sein. Nach zehn Jahren Aufschwung des Unternehmens fehlt es bei Daimler sicher nicht an Geld. Wir brauchen ein klares Bekenntnis zum Standort. Wer Starthilfen erhält, darf nicht stillstehen.“

Die Forderungen Richtung Daimler sind von daher klar: „Wir wollen klare Ansagen für unsere Zukunft. Das Gequatsche muss langsam vorbei sein“, sagt Michael Rahmel, der Betriebsratsvorsitzende des Werks. Und auch Jan Otto, der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Berlin, fordert „endlich ein klares Signal für den Erhalt der Arbeitsplätze“.

Unterstützung bekommen die Beschäftigten von der Politik. Auf der Demo forderten Vertreter von CDU, SPD und Die Linke wie auch von Fridays for Future das Daimlermanagement auf, den Beschäftigten eine Perspektive zu geben und ihre Arbeitsplätze zu erhalten.


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