Der Paukenschlag kam im Herbst 2017 ― und er kam wie aus heiterem Himmel. „Der Arbeitgeber sagte uns, dass er den Standort schließen will“, sagt Thomas Clauß, Betriebsratsvorsitzender von Siemens Compressor Systems in Leipzig. „Damit haben wir niemals gerechnet. Wir waren doch auf einem guten Weg.“
Nur ein halbes Jahr vor dieser Hiobsbotschaft gelang es dem Betriebsrat, eine Tarifbindung durchzusetzen, innerhalb von fünf Jahren sollte der Standort in Leipzig an den Flächentarifvertrag herangeführt werden. Dazu setzten Clauß und sein Team eine ganze Reihe zusätzlicher Leistungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld durch. „Das war eine tolle Sache“, sagt Thomas Clauß. „Aber dann, kaum ein halbes Jahr später, kommt der Arbeitgeber und teilt uns lapidar mit, dass er den Standort schließen möchte. Das konnten wir nicht hinnehmen.“
Sie haben das auch nicht hingenommen. Sie haben erfolgreich für den Erhalt ihres Werks gekämpft. Ruhe ist damit in Leipzig aber nicht eingekehrt. Die Schließungspläne sind zwar vom Tisch ― allerdings ist die Zukunft des Standorts weiter alles andere als klar. „Der Arbeitgeber hat eine strategische Wende vollzogen, statt das Werk zu schließen, wollte er es zuletzt verkaufen“, sagt Thomas Clauß.
Dagegen hätte der Betriebsrat nichts gehabt, im Gegenteil, er sah für den Standort Chancen mit einem neuen Eigentümer. Doch zum Verkauf kam es nicht: „Im Januar hat uns der Arbeitgeber mitgeteilt, dass der Verkauf geplatzt ist.“ Versprochen ist nun ein „Fortführungskonzept“ für den Standort, eine dreijährige Restrukturierung, um dann zu entscheiden, ob der Standort gehalten oder verkauft werden soll.
Bislang aber, so Clauß, gebe es kein Konzept, keine Maßnahmen. Die Verunsicherung sei groß, viele Kolleginnen und Kollegen wissen nicht, wie es weitergehen soll. Es sei deshalb klar, sagt Thomas Clauß, dass sie dranbleiben werden. „Wir werden nicht lockerlassen und weiter strategisch, konsequent und zielgerichtet für unsere Kolleginnen und Kollegen arbeiten.“