1. Juli 2019
Berlin-Brandenburg-Sachsen
Gemeinsam für die 35
In den letzten Monaten waren die ostdeutschen Belegschaften eindrucksvoll für die 35-Stunden-Woche in den Betrieben aktiv.

35 jetzt! Die ostdeutschen Belegschaften der Metall- und Elektroindustrie haben in den vergangenen Wochen entschlossen ihre Forderung nach Angleichung der Arbeitszeit im Osten deutlich gemacht und sich ― weithin sichtbar ― als Einheit präsentiert. Von Mecklenburg-Vorpommern über Berlin, Brandenburg und Sachsen bis nach Sachsen-Anhalt und Thüringen haben die Beschäftigten in kleinen und großen Betrieben mit beeindruckenden Aktionen demonstriert, dass sie 30 Jahre nach dem Mauerfall in der Arbeitszeitfrage keinen Aufschub in Sachen Gleichbehandlung mehr dulden.

Den symbolischen Schulterschluss vollzogen erstmals auch die Tarifkommissionen aller ostdeutschen Länder, indem sie im Mai in Berlin zu einer gemeinsamen Tarifkommissionssitzung mit dem Ersten Vorsitzenden der IG Metall, Jörg Hofmann, zusammenkamen. Hofmann erklärte: „Vor 30 Jahren fiel die Mauer. Doch immer noch bestehen Unterschiede zwischen Ost und West, auch in den Tarifverträgen. Das versteht heute niemand mehr und das wird mit Grund als Ungerechtigkeit betrachtet. Die Angleichung der Arbeitszeit ist ein Gebot der Gerechtigkeit.“


 

Am 21. Mai tagten die ostdeutschen Tarifkommissionen erstmals gemeinsam in Berlin. (Foto: Christian von Polentz)


Keine Bewegung der Arbeitgeber

Während die Belegschaften für ihre Ziele mobil gemacht haben, stagnierte die Situation am Verhandlungstisch. Auch beim fünften Gespräch zur Angleichung der Arbeitszeit am 11. Juni in Schwerin zeigten die Arbeitgeber keinerlei Bewegung in Richtung 35-Stunden-Woche ― obwohl die IG Metall ihnen deutlich entgegengekommen war und nach intensiver Vorbereitung ein tragfähiges Konzept für die Absenkung der Arbeitszeit präsentiert hatte.

„Wir haben sehr konkrete Vorschläge für einen Tarifvertrag Zukunft gemacht“, erklärte Olivier Höbel, Bezirksleiter der IG Metall Berlin- Brandenburg-Sachsen und Verhandlungsführer Ostdeutschland. „Dieser sieht einen zehnjährigen Einführungszeitraum der 35-Stunden-Woche mit einem flexiblen Modell unterschiedlicher Geschwindigkeiten bei der betrieblichen Einführung vor.“ Die Arbeitgeber lehnten diesen Vorschlag ab und beharrten stattdessen am 11. Juni auf einem sogenannten Korridor-Modell, das den tariflichen Gestaltungsauftrag auf die Ebene der Betriebsparteien ― ohne Beteiligung der Tarifvertragsparteien ― verschiebt. „Die Arbeitgeber lassen sich vom Grundsatz leiten, dass Deregulierung den Flächentarifvertrag stärkt“, erklärte Olivier Höbel. „Wir sind bereit, betriebliche Flexibilität zu ermöglichen, aber das braucht Regeln und Grenzen. Das ist Aufgabe von Tarifverträgen und stärkt die Gerechtigkeit in der Arbeitswelt.“

Informationen zum aktuellen Stand der Verhandlungen gibt es stets im Internet unter igmetall-bbs.de.


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