Wie sehen die Gegenwart und Zukunft für Bayerns Beschäftigte aus? Das zeigt der Transformationsatlas der IG Metall. Bayerische Betriebsräte aus über 330 Betrieben mit insgesamt 475 000 Beschäftigten haben ihre Unternehmen unter die Lupe genommen und festgestellt: Die Uhren ticken im Freistaat ein klein wenig anders – und für die Beschäftigten sogar lauter als anderswo.
Obwohl die bayerischen Werte im Bundesvergleich leicht besser aussehen, ist der Blick in die Zukunft der Unternehmen sehr nebelig: Jeder zweite Betrieb (51 Prozent) kann allenfalls die nächsten zwei Jahre mit Blick auf Umsatzentwicklung, Produktpalette und Beschäftigung über blicken. Jedes siebte Unternehmen (15 Prozent) kann die Zukunft gar nicht
einschätzen. Mit Blick auf Innovationen und neue Geschäftsmodelle heißt das: Bayerns Unternehmen fahren mit angezogener Handbremse.
Im Vergleich schneiden bayerische Unternehmen leicht besser als der Bund ab. Gleichwohl haben aber auch im Freistaat nur 38 Prozent der Betriebe eine Strategie mit Blick auf die Transformation. In 41 Prozent der Unternehmen gibt es keine Strategie.
Die Digitalisierung ist keine Zukunft, sondern oft bereits da. Im Vergleich mit dem Bund spielen in Bayern neue Technologien und Industrie 4.0 grundsätzlich eine weit größere Rolle als anderswo. Ob Datenbrillen, zusammenarbeitende
Roboter, künstliche Intelligenz oder die Fernwartung von Maschinen: In bayerischen Betrieben ist die Digitalisierung
häufiger als andernorts geplant, in Erprobung oder schon regulär eingesetzt. In 46 Prozent der Unternehmen planen oder steuern Maschinen bereits die Produktion oder Teile davon. Miteinander zusammenarbeitende Roboter sind in Bayern in jedem fünften IG Metall-Betrieb (20 Prozent) in Teilbereichen oder darüber hinaus regulär im Einsatz, ebenso Datenbrillen (32 Prozent).
In mehr als jedem vierten Unternehmen (28 Prozent) droht mittelfristig der Verlust von Arbeitsplätzen. Im Bundesvergleich ist dieser Wert in Bayern etwas geringer. Gleichzeitig werden andere Unternehmen aber auch wachsen: In 27 Prozent erwarten die Betriebsräte eine Zunahme von Beschäftigung. Das bedeutet: Selbst wenn sich die Werte rechnerisch ausgleichen, kommen mit den Umwälzungen auf die einzelnen Kolleginnen und Kollegen große Umstellungen zu. So rechnen die Betriebsräte bei 58 Prozent der Firmen der bayerischen Auto- und Zulieferindustrie mit einem Abbau von Beschäftigung. Dem steht etwa der Maschinenbau entgegen mit einem Beschäftigungswachstum in 33 Prozent der Betriebe. Gleichzeitig gibt es nur in jedem zweiten Unternehmen eine Personalplanung, die teilweise oder vollends systematisch ist.
Eine wichtige Aufgabe nehmen Bayerns Arbeitgeber nicht wahr und lassen ihre Beschäftigten im Dunkeln tappen: In 73 Prozent der Betriebe sind die Belegschaften nicht ausreichend über die kommenden Veränderungen informiert ― leicht häufiger als im Bundesvergleich. Mitgestalten und beeinflussen können Betriebsräte die Zukunft der Unternehmen in Bayern in nur 36,5 Prozent der Betriebe zumindest teilweise. Das ist seltener als im Bundesdurchschnitt.
Macht die Digitalisierung die Arbeit wenigstens leichter? Im Gegenteil: In 40 Prozent der Betriebe sehen die Betriebsräte weitgehend oder gar vollends neue Arbeitsbelastungen durch die Digitalisierung, leicht häufiger als im Bundesdurchschnitt. In nur 9 Prozent der Betriebe glauben Betriebsräte, dass die Digitalisierung Belastungen weitgehend oder voll verringert.
Etwa 54 Prozent der Beschäftigten in den befragten Betrieben arbeiten in Tätigkeiten, die sich durch die Digitalisierung verändern oder teilweise wegfallen können. 94 Prozent der bayerischen Betriebsräte sehen einen steigenden Qualifizierungsbedarf. Obwohl sich das Arbeiten stark ändert, reagieren die Unternehmen mehr auf die technischen
Entwicklungen, als ihre Beschäftigten dafür fit zu machen: Genau die Hälfte der Unternehmen ermittelt den Qualifizierungsbedarf der Beschäftigten nicht systematisch. Teilweise kennt und macht das jeder dritte Betrieb (34 Prozent), wirklich richtig nur jeder siebte (14 Prozent).